Die Welt steht Kopf.
Hass und Zerstoerungswut greifen um sich und reissen Menschen mit sich in den Tod, die keine Chance haben, zu entkommen.
Aus heiterem Himmel werden Eltern die Kinder genommen, sterben Ehemaenner und Ehefrauen, werden Vaeter und Muetter getoetet und Freunde ermordet.
Unfassbar. Hinterhaeltig. Grauenvoll.
So etwas macht einen fassungslos, wuetend, schockiert.
Und geht noch staerker unter die Haut, weil es im Nachbarland passiert und nicht auf einem anderen Kontinent.
Wo ist Gott? Wie haelt er es nur aus, all diesem Elend und diesen Verbrechen zuzusehen? Wieso gebietet er diesen hasserfuellten Menschen keinen Einhalt und wirft sich nicht mit seinen himmlischen Heerscharen schuetzend vor die Opfer? Es ist die alte und immer aktuelle Frage: Wieso laesst Gott das zu? Warum duerfen Menschen anderen Menschen so etwas antun, ohne dass sich der Himmel dabei auftut und Gott mit starker Hand eingreift? Ich meine- er koennte es doch verhindern!! Wieso tut er denn nichts??? Wieso schaut er nur zu??? Und diese Frage stellt sich ja nicht nur angesichts eines solchen Dramas, sondern auch angesichts individueller Schicksale, Schmerzen und Noete.
Natuerlich habe ich keine Antwort. Es bleibt mir unverstaendlich und raetselhaft, weshalb Gott in manchen Situationen Schutz und Bewahrung schenkt und in anderen Situationen abwesend scheint. Ich kenne auch bis jetzt keinen Theologen und keine Theologin, der oder die diesen Widerspruch aufloesen konnte.
Werde ich mich deshalb von Gott abwenden oder zu dem Schluss kommen, dass es ihn nicht gibt?
Ganz ehrlich: Ich hatte schon solche Gedanken. Mir schien dieser Widerspruch zwischen dem liebenden Gott und dem Elend dieser Welt schon manchmal zu gross. Aber wenn ich kurz davor war, meinen Glauben aufzukuendigen und Gott zu erklaeren, dass ich nicht laenger an ihn glauben werde, habe ich gemerkt, dass ich gar nicht einfach so einen Schlussstrich ziehen konnte. Da ist so etwas wie ein unsichtbares Band, das in all den Jahren zwischen mir und Gott gewachsen ist und mit dem ich gehalten werde- nicht mit Gewalt, sondern mit Liebe. Eine Verbindung, die ich zwar abschneiden kann, die mir aber gleichzeitig gut tut. Fast so wie eine Nabelschnur zwischen dem ungeborenen Kind und der Mutter, ohne die es kein Leben und keine Versorgung geben wuerde. Gott das Vertrauen aufzukuendigen kommt fuer mich also nicht in Frage.
Wie laesst sich dann aber weiterglauben im Angesicht von Terror, Leid und Tod?
Ich moechte lernen, zu klagen.
Zu oft fuehre ich noch in meinem Kopf Selbstgespraeche, die sich nur um die Trauer oder die Katastrophe drehen. In letzter Zeit ist es mir aber oefter auch gelungen, diese Selbstgespraeche zu unterbrechen und stattdessen mein Herz vor Gott auszuschuetten. Ganz ehrlich und ungeschminkt. Wenn wir Gott unser Innerstes anvertrauen und ihm unsere Wut, unseren Zweifel und unsere Fragen bringen, wird er uns das nicht uebel nehmen. Wo sonst sollten wir damit hingehen, wenn er doch sagt, dass er unser Vater ist?
Ich moechte mich in Seine Arme fluechten. Das klingt vielleicht kindisch, aber ich weiss wirklich nicht, wie ich all die Schreckensnachrichten verarbeiten wuerde, wenn ich nicht an eine letzte Instanz, einen gerechten Richter, einen Heilsbringer glauben wuerde, der im Hier und Jetzt oder spaetestens in der Ewigkeit alle Traenen abwischen und dem Leid ein Ende machen wird. Die Geschichte hat ein Ziel. Auch wenn es manchmal ganz und gar nicht danach aussieht: Gott weiss immer noch, was er tut (und wahrscheinlich auch, was er nicht tut).
Und dann gibt es da natuerlich noch den ganz praktischen Ansatz, den ich mir zuallererst selbst ins Stammbuch schreiben muss:
Tu was.
Mach was gegen das Elend. Lasse Dich fuehren und inspirieren von Gott, an welcher Stelle Du etwas gegen Unrecht tun oder Menschen helfen kannst, die davon betroffen sind, wer Dein Gebet braucht, Dein Geld oder Deine Zeit.
Ich hoffe, Ihr versteht mich richtig und denkt nicht, dass ich hier klug-sch. moechte. Was ich schreibe, brauche ich selbst, damit ich mich in einer orientierungslosen Zeit orientieren kann.
Gott mit Euch!
Barbara
Eleonore meint
Das spricht mir aus dem Herzen!
Beim jahrelangen Nachdenken über dieses Thema ist mir aufgefallen, dass ich bisher von falschen Vorraussetzungen ausgegangen bin. Inzwischen habe ich – glaube ich – verstanden, was damals beim Sündenfall passiert ist: Gott hatte uns Menschen die Welt in die Hand gelegt. Wir aber haben uns dem falschen Ratgeber ausgeliefert: dem Satan. Seitdem ist er der Fürst dieser Welt, wie man leider wieder auch in Paris gesehen hat und erleben musste.
Gott gab uns den freien Willen: Er wird mir nicht den Mund zuhalten, wenn ich unfreundlich rede. Nur dadurch, dass ich mich von ihm leiten und prägen lasse, wirkt er.
Das ist eine totale Herausforderung für uns Christen: Wir sind seine Arme und Beine, sein Mund. Wenn wir nicht dem Bösen entgegentreten, dann passiert es. Wenn wir nicht den Menschen Gutes tun, unterbleibt es. Wenn wir Liebe üben, wird es hell.
Zum Glück bewahrt Gott oft trotzdem gnädig und erhört barmherzig unsere Bitten. Aber ein Anrecht haben wir darauf nicht. Doch wir haben sein Versprechen, dass er mit uns ist!
Wie groß muss die Herrlichkeit einmal sein, wenn sich für Gott all dieses Elend auf unserer Welt lohnt … Das wird ein unglaubliches Staunen werden!
So weit meine Gedanken. Ob sie stimmen?
Gerlinde meint
Ganz schwer, liebe Eleonore, tue ich mich mit dem Satz: „…wenn sich für Gott all dieses Elend auf unserer Welt lohnt…“
Wieso lohnt sich für ihn unser Elend? Braucht er das?
Um die Größe seiner Herrlichkeit zu sehen? Die kennt er doch schon immer.
LG Gerlinde
Eleonore meint
Liebe Gerlinde,
da hast du recht, ich habe mich missverständlich ausgedrückt: Gott braucht nicht das Elend, „um die Größe seiner Herrlichkeit zu sehen.“ Darum ging es mir auch nicht. Mir geht es um eine Erklärung, warum ein so liebender Gott das Elend dieser Welt in Kauf nimmt? Und das kann ich, ganz menschlich gedacht, nur damit erklären, dass sich das für uns lohnt – weil wir am Ende an seiner Herrlichkeit teilhaben werden.
Es hört sich vielleicht grausam an und es ist auch nicht einfach kaltschnäuzig daher gesagt. Ich habe keine andere Erklärung – was aber nicht bedeutet, dass es bei Gott nicht eine andere gibt. Ich kann halt nur menschlich denken …
Sei herzlich gegrüßt, Eleonore
Barbara Hering meint
Vielen Dank fuer die weiterfuehrenden Gedanken! Mir helfen sie, um weiter auf Jesus und nicht nur auf die Umstaende zu sehen. Danke, Eleonore!