Weihnachten ist vorbei und die Gesellschaft legt den Schalter um auf Silvester. Das Leben geht weiter und die Jahresuhr tickt unaufhörlich. Zum Abschluss genießen wir noch das Feuerwerk – und dann?
Oft habe ich den Wechsel vom stimmungsvollen Jahresende zum normalen Alltag als kalte Dusche empfunden. Vor allem verunsicherte mich die offensichtliche Vergängligkeit des Lebens: Ein Jahr geht zu Ende, die Natur scheint tot zu sein, während die Zukunft völlig ungewiss vor mir liegt .
Was wird auf uns zukommen? Werde ich mit dem fertigwerden, was wir erleben? Solche Fragen waren für mich am Jahresanfang normal. Doch es gab vor Jahren ein Erlebnis, das in mir die Zukunftsangst weitgehend geheilt hat:
Es war in den ersten Monaten eines Jahres: Wir hatten einen Bekannten aufgenommen. Er war in Not geraten und wohnte einige Zeit bei uns. Im Frühjahr fand er eine andere Bleibe und wir kehrten zu unserem gewohnten Leben zurück.
Kurz vor Weihnachten kam ein Gruß von ihm, zusammen mit einem Geschenk. Wie toll! Ich las den Brief und es traf mich wie ein Schlag ins Gesicht: Ich war Luft für ihn. Der Brief richtete sich ausschließlich an meinen Mann: Gesegnete Weihnachten für ihn, ein gutes Neues Jahr für ihn, ein Geschenk für ihn. Nicht einmal ein Gruß an mich oder unsere Kinder …
Drei Monate lang hatte ich mich auf ihn eingelassen, mit ihm geredet, für ihn gehofft und mit ihm gebangt. Mein Mann hatte dafür gar nicht so viel Zeit, denn er musste sich um seinen Beruf kümmern. Die ganze Zeit über hatte ich auf mein Zimmer verzichtet, keine Rückzugsmöglichkeit gehabt. Und nun nicht ein einziges Wörtchen an mich. Das haute mich um!
Das tat weh. Und mir fielen aus meiner Vergangenheit andere Menschen ein, denen ich nichts bedeutet hatte.
Ich saß in unserem Wohnzimmer vor dem Brief und weinte. Komischerweise hatte ich dort auf dem Sofa ein Buch von Max Lucado liegen mit dem Untertitel: »Es geht nicht um dich!« Na, das passte ja! Zwischen meinen Heulattacken las ich Seite um Seite über Gottes Herrlichkeit. Auch meine Bibel lag da und auch in ihr las ich Kapitel um Kapitel. Gleichzeitig öffnete Gott mir die Augen, wo ich mit ihm genauso umgegangen bin, wie unser Bekannter mit mir. Und später sah ich Menschen, mit denen ich ebenso lieblos verfahren war.
Stück für Stück erkannte ich Gottes Größe und Liebe, gepaart mit innerer Buße. Ich musste unserem Bekannten gar nicht mehr vergeben, das war in mir bereits geschehen.
Drei Stunden nach dem Lesen des Briefes stand ich vom Sofa auf: Innerlich voll von einem Frieden, der über alle Vernunft ging. Eine tiefe Wunde, von der ich nichts gewusst hatte, war geheilt worden. Und: Ich war geheilt von mir selbst! Was für eine Befreiung!
Dass die Zukunftsängste, die mich besonders zum Jahreswechsel befallen konnten, heute kaum noch eine Rolle in meinem Leben spielen, hat viel mit dieser Erfahrung zu tun. Ich muss mich nicht mehr um unser Glück, unser Wohlergehen und unsere Unversehrtheit sorgen. Es geht in allem um Gott, um Jesus Christus. »Dein Name werde geheiligt, dein Reich komme, dein Wille geschehe …« Und dies soll in meinem Leben so geschehen, durch Freude und auch durch Leid.
Mit allem, was mir Angst machen will, kann ich vertrauensvoll zu Gott gehen. Ich weiß, er kümmert sich darum – und ich kümmere mich weiter um seine Angelegenheiten: Dass Liebe in diese Welt kommt. Ein Wechsel, der sich vor allem für mich lohnt!
»Was die Zukunft uns bringt, wir wissen es nicht. Doch es gibt ein Zuhause beim Vater des Lichts. Dort sind wir willkommen, was auch geschieht – willkommen beim Vater des Lichts!« (Edeltraut Reeb/Jochen Rieger)
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