„Nein“ schluchzte sie „er war noch so jung. Wir haben doch erst geheiratet und ich habe ein Kind“. Die Prinzessin läuft über den weitläufigen Teppich und stolpert über Bausteine. Wieder und wieder beklagt sie den Verlust ihres Geliebten.
„Soll ich denn nun einen Anderen heiraten? Aber den Ersten mochte ich lieber.“
Welche Dramatik sich da in 8 cm Höhe unter den Händen meiner Kinder abspielt. Ich setze besorgt die Kaffeetasse ab. Doch plötzlich die unerwartete Wende. „Er lebt! Er ist auferstanden!“ Große Freude. Die Playmobil Prinzessin und der Prinz sind wieder vereint. Puh, ich atme auf und trinke meinen Kaffee genüsslich zu Ende.
Woher nehmen meine sechs-jährigen Töchter diese dramatischen Szenen? Ob sie es sich wohl spät abends mit einer Schüssel Popcorn vor der Wohnzimmertür gemütlich machen, während mein Mann und ich FSK 16 anschauen. Oder entspringt die Phantasie der unerschöpflichen Quelle diverser Inspiration namens Kindergarten? Naja, die Bibelgeschichten sind auch nicht ohne. Die krasseste Geschichte, ist wohl die über den Leidensweg Jesu.
Bis meine Töchter fünf waren, hab ich immer versucht um die Ostergeschichte herum zu schippern.
Wir lieben Jesus. Für meine Töchter ist er der Stärkste (ähnlich stark wie Papa). Ich war mir unsicher, wie sie die dramatische Ostergeschichte im zarten Alter auffassen würden. Also zumindest ist die Story nicht FSK 0. Macht sich darüber überhaupt jemand Gedanken? Mel Gibson zumindest. Die Passion Christi sollte mit Freiwilliger Selbstkontrolle erst ab 16 Jahren angeschaut werden. Kaum zu leugnen, dass ich die 16 vor langer Zeit schon genknackt hab, aber ich konnte dem Film Großteils nur mit geschlossenen Augen und zugequetschten Ohren folgen. Ja ich liebe diesen Jesus. Und ich vermute, dass der Film nicht untertreibt. Die Realität war vermutlich nicht rosiger. Angesichts der Gattung Mensch. Zu was er fähig ist.
Ich erinnere mich, wie mich als Jugendliche an einem Karfreitag die Erkenntnis über die Realität des Leidenswegs so tief getroffen hat, dass ich zur Andacht in schwarz kam und teilweise sogar mit Kopfbedeckung. Findest du das albern? Aber mal ehrlich, wenn ein geliebter Mensch stirbt, wie ergeht es uns dann?
Ist das nicht krass, dass Jesus, der in Gottes Augen ein astreines Führungszeugnis hatte, für meine kleinkriminellen Lästerleien, Schlecht-Wetter-Gedanken und Ausraster ans Kreuz ging? Autsch. Ja es war nötig.
Nämlich für ein astreines Führungszeugnis auf meinen Namen. Sonst könnte ich dem heiligen Gott nicht vor die Augen treten. Ja, ich war tief ergriffen, und die Äußerlichkeit war Ausdruck meiner emotionalen Betroffenheit. Vielleicht ist das auch dem Hauch Künstlerblut in mir zuzuschreiben, solch kleine exzentrische Schleichwege, vielleicht auch nicht.
Diese persönliche Trauererfahrung am Karfreitag blieb aber nicht ohne Wendung. Nachts hatte ich einen Traum, indem ich am Grab stand. Es war leer. Erwartungsvoll (das habe ich den Freunden Jesu von damals nämlich heute voraus) drehte ich mich um. Und ja, da stand Jesus in strahlendem Weis. Ich hatte mich schon oft gefragt, wie ich an Marias Stelle reagiert hätte? Im Traum war meine Freude entfesselt und ich rannte in seine Arme. Diese Freude, tief in der Nacht, war mindestens genauso real für mich, wie der K-Schmerz.
Zurück zu meinen Töchtern. Als sie sich im sechten Lebensjahr voran bewegten und Ostern nahte, ergatterte ich mir die Kindergottesdienststunde am Ostersonntag. Erstens ging ich somit sicher, dass niemand Anders die Seelchen mit fehlgegriffenen Worten über Kreuzigung ohrfeigt und zweitens, liebe ich es mit Kindern zu staunen und zu feiern.
Ich erlebe, dass Kinder berührt sind von der Geschichte und wie gut wie gut, dass es die Waruuuum-Frage und die geniale Auferstehung gibt.
Ich liebe Auferstehung!!!!
Warum gehen in katholischen Kirchen die Bilderreihen über den Leidensweg eigentlich nur bis zur Kreuzigung? Der Liebesakt am Kreuz braucht doch die Krönung der Auferstehung. Bitte, bitte ergänzt doch die kunstvollen Leidensweg-Schnitzereien um ein leeres Grab.
Wenn Gott so mächtig ist, dass er Jesus von den Toten auferstehen ließ, dann ist Ihm alles andere auch möglich. Nichts ist unmöglich. Und Vorsicht, jetzt kommt der Ober-Hammer =)
In der Bibel in Epheser 1,19f lese ich, dass Gottes Kraft mich erreicht, weil ich auf ihn vertraue. Und es ist die selbe Kraft, die Gott in Jesus wirken lies, als er ihn von den Toten auferweckte. Wow! Auferstehungskraft für uns! Davon will ich noch mehr sehen. Noch mehr erleben.
„Er lebt! Er ist auferstanden!“ Die Prinzessin hat ihren Prinzen wieder und ich meinen Jesus.
Möge diese Osterfreude auch in den Herzen meiner Kinder tanzen.
Ramona meint
Liebe Johanna,
mir geht es ähnlich wie Dir. Denn das Kreutz ist nicht das Ende, das wäre sehr traurig:-)
Oft zeichne ich auf Ostereienr eine Kreutz mit Regenbogen, damit weis ich ganz sicher das es nach der Kreutzigung Hoffnung gibt.Danke für diesen Input. An diesem Montag habe in den Montagsgedanken der Zeitschrifz Lydia gelesen .Das passt hier genau hin, weil.wir manchmal auch das Kreutz brauchen wenn es uns schlecht geht.
Viele Oster Grüße (der Herr ist auferstanden) wünsche ich Dir!
Ramona
FamilienLebenmitGott meint
Liebe Johanna, ich mag, wie du schreibst 🙂 Ich denke, es ist wirklich eine sensible Frage… Aus meinem Grundschulstudium durfte ich mir mitnehmen, wie wichtig es ist, den Kindern von der Kreuzigung nur im Zusammenhang mit der Auferstehung zu erzählen… Und Bilder haben auch Macht, ich möchte demnächst über die Wahl von Kinderbibeln bloggen… Jedenfalls: Kein Tod ohne Hoffnung! Das darf man schon kleinen Kindern weitergeben… Liebste Grüße, Martha