War jemand von euch schon mal in dem Musical „König der Löwen“?
Vor einigen Jahren schenkte mir mein Mann zum Geburtstag Karten für die Vorstellung (Ich liebe ihn dafür!), und so verbrachten wir die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester 2008 in Hamburg. Vor der Show waren wir noch hervorragend Essen und machten uns dann rechtzeitig auf den Weg. Organisatorischer Fehler meines Gatten war bloß, dass er sich nicht ausreichend über die Zufahrtsmöglichkeiten informiert hatte und davon ausging, dass wir das Musical-Theater mit dem Auto hätten erreichen können. Das Navigationssystem widersprach beim Eingeben der Adresse nicht, so dass wir uns guten Mutes der Computerstimme anvertrauten. Wer sich in Hamburg auskennt, weiß, dass man das Musical-Theater nur über eine Fähre erreichen kann, und so standen wir ca. 1,2 km vor dem Ziel an einer vollgesperrten Straße im Hafengebiet. Es gab keine Möglichkeit zu parken oder anderweitig voranzukommen. Wir mussten wieder über die Autobahn in die Innenstadt fahren, auf die Schnelle einen Parkplatz suchen, und kamen damit ganz schön in Zeitnot. Im Eiltempo rannten wir zum Hafen. War ich froh, dass es schon dunkel war und die Chance, jemand Bekanntes in Hamburg zu treffen, sehr gering. Denn gestylt, geschminkt und mit Stöckelschuhen rennend … den Anblick, den ich bot, wollte ich mir gar nicht vorstellen! Aber der Sprint hatte sich gelohnt: Wir bekamen gerade noch die letzte Fähre und erreichten kurz vor knapp das Musical-Theater. Schnell holten wir unsere reservierten Karten an der Kasse, entledigten uns unserer Jacken, suchten unsere Plätze, holten einmal tief Luft und los ging’s: Licht aus, mitreißende Rhythmen, tolle Farben und von überall her kamen die Darsteller in ihren schillernden Kostümen und Masken durch den Publikumsraum singend nach vorne auf die Bühne. Die ganze Aufregung der letzten Minuten war vergessen. Ich war in einer anderen Welt, die mich mit ihren Farben und Klängen betörte!
Viele Songs sind richtige Ohrwürmer, und einer dieser betörenden Ohrwürmer hat sich in meinen Alltag herüber gerettet und begleitet mich häufig. Es ist der bombastische Eingangs- und Schlusssong „Der ewige Kreis“: „Und im ewigen Kreis dreht sich unser Leben, dem Gesetz der Natur sind wir geweiht. Wir sind alle Teil dieses Universums und das Leben, ein ewiger Kreis.“
Und drei Mal dürft ihr raten, in welchen Alltags-Situationen ich es vor mir her-singe….
Ganz genau: Wenn ich Wäsche mache, bügele, staubsauge, die Böden wische oder abstaube. Das mit dem Staub und Dreck hört nie auf, oder?
Von allen Hausarbeiten ist mir Kochen die Liebste. Da kann ich mich kreativ auslassen und habe ein dampfendes Ergebnis auf dem Tisch. Bügeln habe ich lange Zeit eher ungern gemacht, aber inzwischen empfinde ich diese Tätigkeit in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden als etwas sehr Beruhigendes. Man kann ungestört seinen Gedanken nachhängen und mit Kleidern gefüllte Regale zeugen von getaner Arbeit. Aber Staubwischen? Mal ganz ehrlich: Das ist ein aussichtsloser Kampf. Nachher sieht alles genauso aus wie vorher und den Staub von heute interessiert es nicht, dass ich seine Vorgänger erst tags zuvor beseitigt habe.
Mein Mann ist Ingenieur und ich habe ihn beinahe angefleht, eine Art Ent-Staubungs-Anlage zu entwickeln. Mein Plan ist einfach: Man müsste diese Anlage irgendwie ins Haus einbauen können, dann müsste ich morgens nur noch durch alle Zimmer, einmal Knöpfchen drücken (so ähnlich wie beim elektrischen Rollladen) und der ganze Staub würde von dieser Anlage aufgesogen werden. Ich bin sicher, ich wäre nicht die einzige, die dafür Verwendung hätte und wir würden reich werden!!! Mein Mann erklärte mir, warum das nicht so einfach funktioniert und wo da die Schwierigkeiten liegen. Ich hab’s nicht kapiert. Ich glaube, er hat einfach keine Lust. Er entwickelt lieber Kontaktlinsen (damit man den Staub noch besser sieht!!!). Mädels, ich muss euch leider noch vertrösten, bis ich es geschafft habe, ihn zu überzeugen…. (Vielleicht sollte ich ihn einfach ein Jahr lang zwei Mal wöchentlich Staub wischen lassen???)
In der Zwischenzeit habe ich einen anderen Tipp: Singen. Ich empfehle Elton John’s „Ewigen Kreis“. Aus drei Gründen:
1.) Wissenschaftlich erwiesen macht Singen glücklich und gesund. Somit tut ihr neben Staubwischen auch noch was für eure Gesundheit.
2.) Es lenkt von der unliebsamen Tätigkeit ab.
3.) Weil es einfach inhaltlich stimmt! Oder etwa nicht? Inzwischen habe ich den Text etwas alltagstauglicher abgeändert: „Wir sind alle Teil einer STAUBVERSCHWÖRUNG und das Leben, ein ewiger Kreis.“ …. oder etwa nicht??????
NEIN! ES STIMMT NICHT! Denn eines Tages wird es das nicht mehr geben! Gott wird nicht nur alle Tränen abwischen, sondern auch allen Staub der Welt!!!
Als Christ bin ich total überzeugt davon, dass ich meine Zukunft an einem perfekten Ort verbringen werde. In Gottes Gegenwart wird es keine Krankheiten, keinen Zeitdruck, keinen Streit, keine Betrügereien und Vertrauensmissbräuche (davon kann ich gerade ein langes Lied singen), kein Leid und keine Tränen geben, und keinen Staub! Wir werden den ganzen Tag Harfe-spielend auf einer Wolke sitzen… (Ok, das glaube ich jetzt nicht; höchstens mal ab und zu ein Stündchen oder so). Aber ansonsten werden wir auf Löwen reiten, Rückwärts-Saltos schlagen ohne uns körperlichen Schaden zuzufügen, auf goldenen Straßen tanzen, Karaoke singen ohne uns zu blamieren, und was sonst noch so, das könnt ihr in der Bibel nachlesen.
Auf alle Fälle werden wir uns nicht mit inneren oder äußeren Verletzungen, Traurigkeit, Stress oder Dreck auf dem Teppich herumschlagen.
Und im Jahr 12 543 der Ewigkeit werde ich auf die etwa 80 bis 90 Jahre, die ich hier auf der Erde verbracht habe, zurückschauen, und über den Staub auf meinem Nachttisch lächeln. Das sind meine Zukunftspläne. Aber für das neue Jahr habe ich mir zunächst mal ganz fest vorgenommen, meine Kinder nicht mit dem Satz „Ich habe jetzt keine Zeit“ abzuwimmeln (weil ich noch putzen, saugen, Staub wischen etc. muss).
So, jetzt muss ich aber erst Mal Schluss machen. Ich muss nämlich noch … ähm … Staubwischen … und lächeln … darüber, dass dies nicht zu meinem ewigen Kreis gehört!
Ach ja, und falls ihr gute Tipps habt für blitzschnelles Abstauben und Bodenwischen, dann nur her damit, denn die nächsten ca. 45 Jahre muss ich mich noch damit beschäftigen;-)
renaschnarr meint
Wie wahr, Luisa!!! Ich werde sehr belächelt in meiner Familie, weil ich es liiiiebe zu staubsaugen. Seit Hunde bei uns leben, ist die Notwendigkeit noch gestiegen. Ich liebe das Geräusch, wenn die Sandkörner im Rohr hoch rasseln. Und….im lauten Staubsaugergeräusch höre ich oft die Stimme Gottes, bekomme Impulse und Ideen. Wenn ich darüber mit meinen Kindern spreche, bekomme ich zu hören: „Ach, hast Du mal wieder gestaubsaugt?“
luisaseider meint
Mich erreicht Gott meistens auch am besten mitten im Trubel!
Tina meint
Ich grinse vor mich hin und stimme Dir zu!
Staub, EGALwohin man guckt. Mit drei Kids ist er täglich aufgewirbelt und wenn DANN die Sonne kommt: Erbarmungslos dicke Schicht! Zusätzlich zu den Hand und Mund verschmierten, bodentiefen Fensterscheiben….Aber ich muss mich zwingen zu erkennen: Verschmierte Scheiben und staubige Flächen und der ewige Kreis der Wäscheberge sind ein Zeichen, dass Gott uns beschenkt. Er beschenkt uns mit Kindern. WOW. Wir kennen ungewollt kinderlose Paare. Und daszeigt ersteinmal, wie selbstverständlich es oft für uns ist KInder zu haben.
Natürlich treibt einen manchmal der Staub und Dreck und Wäsche und Zickereien der Geschwister in den Wahnsinn….
Aber die Momente, wenn das Haus ab und zu sauber ist und man den schlafenden Kindern beim atmen zusieht… WOW! Da merke ich, dass es ein Geschenk und Segen ist! Trotz allem Stress!
Aber sooo gut getroffen, Dein Text! HERRLICH!
luisaseider meint
Wir waren selber 10 Jahre ungewollt kinderlos. Deshalb habe ich auch eine gewisse Entspannung im Umgang mit dem Thema, und doch… gemacht werden muss es trotzdem…
luisaseider meint
Ich sage mir auch ganz oft: Fingerabdrücke auf dem Spiegel zeugen davon, dass meine Kinder 10 gesunde Finger haben, dreckige Schuhe davon, dass sie zwei gesunde Füße haben usw. … Also, weiter geht’s im (nicht ewigen) Kreis 😉