Fasziniert beobachte ich meine Zwillinge. Die Nase haben sie von mir. Die Augen auch. Und ich entdecke starke Ähnlichkeiten zu Kindheitfotos von mir. Ich halte mein Gesicht nah an das Gesicht meiner Tochter und frage die Andere: „Schau mal, sehen wir uns nicht ähnlich?“ Irritiert schaut sie mich an. Sie schüttelt energisch den Kopf und antwortet: „Nein überhaupt nicht. Und du hast so viele Punkte im Gesicht.“
Ich seufze und denke, hast ja recht. Ich bin 26 Jahre älter, wie soll mein armes Kind da eine Ähnlichkeit entdecken können.
Da war neulich noch so ein … Erlebnis. Meine Tochter entdeckte eine Zeitschrift mit einer blonden Schönheit drauf und rief begeistert: „Das sieht aus wie Mama.“ O Zucker für die Seele, die sich noch nicht erholte hatte vom morgendlichen Schreck im Spiegel. Blass, müde, hier und da werden die Falten tiefer, auf der Stirn, unter den Augen.
Hektisch greife ich zu meinen Schminkutensilien.
Lidschatten, Eyeliner, Wimperntusche und wenn es ganz schlimm ist, ein bischen Rouge um die edle Blässe hervorzuheben. Breit grinsend schaute ich mir das Titelgirl an und dachte, so sieht mich also meine Tochter. Doch da kam sie schon angerannt mit einer Nadel, um meine kleine Seifenblase zu zerplatzen, indem sie ihren Satz vollendete: “… wie die Mama von Zoe.“ Knurr.
Ja ich bin keine 20 mehr. Ich werde älter. Vermutlich geht das noch Anderen so. Die 30 war gar nicht so schlimm, doch an der 40 werde ich bestimmt etwas zu knappern haben. Aber die is ja noch weit hin. Auch die Augenringe und der Rettungsring, den meine drei Kinder mir als Erinnerung an die Schwangerschaften und Kleinkindphase verpasst haben, sind Indizien fürs Altern.
Plakate mit Werbung für eine Ü30 Party haben auch eine andere Wirkung auf mich als früher. Vielleicht doch keine Rentnerparty, sondern eine Runde reifer, attraktiver Frauen und Männer, die einfach die jüngere Konkurrenz ausschalten wollen. Ach was rede ich, bin ja schon lange vom Markt. Gott sei Dank.
Jaja. Ü30. Manche Sachen an mir gefallen mir viel besser als vor 10 Jahren. Manchen Sachen könnte ich ein wenig hinterhertrauern. Geht euch das auch so? Eigentlich findet man ja immer was an sich, über das man jammern könnte. Seien es unvorteilhafte Proportionierungen von Fettpolstern, zu viel am Hinter, am Busen zu wenig, große Nase, schiefe Zähne, olle Locken oder straßenköter blonde Pracht.
Wir Frauen wollen schön sein, für uns, für Andere.
Doch nicht immer fühlen wir uns so.
Kennt ihr die Miese-Laune-Momente, die Ich-Ess-Nie-Wieder-Was-Verkündigungen oder Für-Immer-Im-Bett-Bleiben-Sehnsucht. Wie geht ihr dagegen vor?
Ich kann erzählen, was mich rettet (besser als jede Kampfansage mich endlich zu ändern). Wenn Unzufriedenheit in mir hochklettert und meine Gedanken vergiften will, dann rettet Er mich.
Ich habe eine Liebe gefunden, die mir einen fundamentalen Wert in mein zerzaustes Herz legt.
So trau ich mich sogar mit Jogginghose, ungeschminkt und Wilde-Nacht-Frisur nochmal schnell zum Bäcker, um meiner hungrigen Herde ein Frühstück zu bescheren.
In Gottes Augen bin ich wunderschön. Lieblingsfrau. Einzigartig.
Gott sagt etwas sehr ermutigendes über tolle Frauen:
«Anmut kann täuschen, Schönheit vergeht wie der Wind.
Die Ehre gebührt einer Frau, die auf Gott hört.» (Sprüche 31, 30)
Anmutig war ich nie, wer was anderes gedacht hat, hat sich eben getäuscht. Meine Schönheit ist auch nicht mehr taufrisch. Doch auf Gott hören, da krieg ich langsam Übung drin.
Größere Lebensentscheidungen habe ich immer durchgebetet. Gott was denkst du darüber? Weißt ja wie kurzsichtig ich bin. Es kam nie ein Brief vom Himmel gesegelt und wir haben uns auch akustisch noch nicht unterhalten. Ich spüre Gott innerlich, meist sanft und leise. Es ist, als würde er mein Herz an die Hand nehmen und mich führen.
Auch im Alltäglichen erlebe ich, dass ich gesehen werde von Gott. Grade wenn ich durchhänge und mir die Puste ausgeht, ich mich selber nicht leiden kann. Wenn ich es schaffe meinen Blick dann auf Ihn zu richten, höre ich wie Er in mein Herz spricht, dass er mich liebt und mir von seiner Kraft geben möchte.
Geistliches Red Bull. Genial.
Hast du Gott schon mal gespürt? Er wünscht es sich, mit uns zu reden. Durch unsern lauten, hektischen und oft sorgenvollen Alltag winkt Er uns immer wieder zu. Er möchte uns erreichen. Durch ein Lied, ein Gebet, die Natur, einen anderen Menschen, ein überraschender Gedanke, Kinder. Sein Reden ist immer liebevoll und niemals anklagend.
Es macht etwas mit mir. Es tut gut, mich nicht nur von Außen zu betrachten, im Spiegelbild oder durch vermeintliche Blicke anderer. Es tut gut, mir meinen Wert als Frau von meinem Gott zeigen zu lassen.
Gott spricht zu dir: Ich habe dich geschaffen und dich bei deinem Namen gerufen. Du bist wertvoll in meinen Augen und ich habe dich lieb. (nach Jesaja 43,1-4)
Das ist doch echter Zucker für die Seele, oder?!
Und Er hat bestimmt nichts dagegen, wenn ich meiner inneren Schönheit, äußerlich etwas auf die Sprünge helfe. Schließlich bin ich Ü30. O, da fällt mir ein, ich brauche dringend neues Rouge.
Antschana meint
Wunderschön geschrieben!! Vielen Dank für deine Worte, liebe Johanna! <3
luisaseider meint
Wenn ich meine 4-jährige frage: „Wer hat dich so schön gemacht?“, antwortet sie: „Gott!“ – Das wollte ich ihr unbedingt früh beibringen, damit sie weiß, ihre Schönheit ist ein Geschenk, das sie genießen darf, aber sich nichts darauf einzubilden braucht. Gestern Abend habe ich mich nach langer Zeit mal wieder zurecht gemacht, meine Tochter kam ins Bad, schaute mich an und fragte: „Mama, wer hat dich so schön gemacht?“ – Ich musste schlucken, bevor ich ihr die „richtige“ Antwort gab, und fragte mich, ob ich das ehrlich glaube…. Dein Text passt heute hervorragend!
antschana meint
Oh Luisa, das finde ich ja toll! Das muss ich meinen Kindern auch mal so sagen! Meine kleine Schwester hat mal meine Mama gefragt: „Mama, warum hat Gott mich eigentlich so schön gemacht?!“ Ich muss immer noch lachen, wenn ich daran denke. Aber dieses Selbstverständnis wünsche ich uns allen.
Anonym meint
vor einigen Tagen ging ich im Wald spazieren, das Wetter war super. Ich fühlte mich einsam und traurig. Ich sprach unterwegs mit Gott, ich teilte meinen Seelenzustand mit ihm. Mein Blick fiel auf eine Efeublatt am Boden. Es hatte aber genau die Form eines Herzens. Ich spürte, Gott sagt mir, hey, ICH liebe dich, ICH sehe deinen Kummer. Zuhause angekommen fand ich eine sehr nette Postkarte im Briefkasten. Und wieder spürte ich, das war Timing von Gott. Danke an Gott!!
Antschana meint
Wunderschön wie Gott dich sieht und dir seine Liebe zeigt!! Du bist geliebt <3
Lissy meint
Ja, das Beste ist zu wissen, daß jeder Einzelne persönlich von GOTT geliebt ist.
Aber was machen wir mit dieser Liebe?
Bespiegeln wir uns nur selbst darin oder wollen wir diese empfangen Liebe weitergeben, indem wir lernen, nach den Geboten GOTTES zu leben; Der uns sagt: Liebe Deinen Nächsten wie dich selbst und „Alles was ihr wollt, daß euch die Menschen tun sollen das tut ihr ihnen“.
Dann wird mein Blick von mir weggelenkt; zuerst auf JESUS – wie hat Er geliebt – und dann auf meinen Nächsten – was braucht er, wie kann ich ihm helfen, was kann ich ihm Gutes tun.
Wenn ich die Gebote Jesu in die tägliche Praxis umsetze, dann werde ich frei von mir selbst und muß mich nicht ständig selbstbespiegeln. Es ist ein Wachstumsprozeß. (Kenne die Gedanken selbst aber auch nur zu gut)
Lissy