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Normalerweise bin ich eine recht schnelle Leserin. Ich verschlinge ein Buch ganz schnell und verarbeite dann das Gelesene über einen längeren Zeitraum. Aber mit der Intensität dieses Buches habe ich nicht gerechnet.
Inka Hammond hatte gefragt, ob jemand ihr Manuskript vorab lesen könnte. Klar konnte ich. Wieso nicht. Ich kannte sie überhaupt nicht. Nie gesehen, nie gehört. Ich wusste auch gar nicht was für eine Art Buch mich da erwartete. In dem Moment in dem mein Facebook-Kommentar abgeschickt war, hatte ich es auch schon bereut. Sie hatte die Frage in die Runde gestellt, aber was wenn sie eigentlich doch nicht mich meinte.
Wer war ich schon? Keine Lektorin, keine Autorin, keine echte Bloggerin. Wie kam ich bloß in diese Gruppe? (Die Antwort darauf ist eine andere lange Geschichte.)
Ich glaube, dass es genau jetzt dran war.
Gott wollte mir schon länger was sagen. Aber ich hätte mir das Buch nie gekauft. Ich bin wirklich kritisch bei solchen Frauenbüchern und wäre nie auf die Idee gekommen, dass dieses Buch etwas mit mir persönlich zu tun haben könnte. Doch bereits beim ersten Kapitel kamen mir die Tränen. Inka erzählt ihre eigene Geschichte so packend und rührend und so unglaublich ehrlich und offen. Ich konnte nicht aufhören zu lesen.
Als es dann darum ging, dass wir alle wie Waisenkinder leben, die eine schmerzhafte Vergangenheit haben, kamen mir gleich einige Frauen in den Sinn, denen ich das Buch empfehlen würde. Inka schien von ihnen zu sprechen. Nicht von mir. Meine Vergangenheit war toll. Mit mir hatte dieses so wunderbar und berührend geschriebene Buch nichts zu tun. Trotzdem war ich gespannt wie es weiter gehen würde. Schon allein, weil es sprachlich so schön geschrieben und spannend ist. Irgendwie schafft sie es immer wieder Teile aus ihrer eigenen Geschichte so einzubauen, dass man unbedingt mehr erfahren will.
Ab Kapitel 3 war mir klar, dass dieses Buch extra für mich geschrieben wurde. Ab da wurde ich auch deutlich langsamer beim Lesen. Ich musste die Gedanken verarbeiten, einige Erinnerungen aufsteigen lassen, die ich seit Jahren so schön versteckt hielt, als wären sie nie geschehen. Als hätte das Leben jemand Anderes gelebt. Als hätte ich davon in einem Roman gelesen.
Es ist sowohl für Frauen, die nicht aus dem christlichen Kontext kommen super, als auch für solche wie mich, die aus intakten Familien kommen und in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen sind. Sie holt jede Frau da ab, wo sie steht. Ob Single, Ehefrau, Mutter, Jung oder Alt. Sie spricht niemanden explizit an und doch spricht sie alle an. So unterschiedlich wir sind.
Zitat aus dem Buch:
„Gottes Antwort ist eine andere:
Er ruft die Frauen nicht zur Rebellion auf, sondern zum Kampf für das Leben.
Er ruft sie dazu auf, in ihrem Umfeld einen Unterschied zu machen.
Wärme, Liebe und Gerechtigkeit in die Welt hineinzutragen.
Sie dürfen in ihrer individuellen Weiblichkeit das Leben feiern und anderen Mut und Hoffnung bringen.
Gott will, dass Frauen in ihre Identität als Töchter Gottes hinein finden und dadurch die Welt verändern.“
Das Cover sieht sehr kämpferisch aus und scheint die Frauen zu einer Revolution aufzurufen. Aber so ist das inhaltlich nicht.
Es ruft nur mich dazu auf meine Berufung zu finden, zu verstehen wie Gott mich sieht und mich von der Knechtschaft der Blicke und Worte anderer zu befreien, mich an Gott und seiner Meinung von mir zu orientieren.
Also um meine Identität als Tochter Gottes.
In meinem Leben als Tochter Gottes war ich in den letzten Jahren so am verhungern und verdursten, dass ich schon vergessen hatte, wie sich gesund anfühlt. Irgendwie wusste ich, dass ich etwas verloren hatte, das mal wichtig in meinem Leben war. Also habe ich irgendwann gebetet, dass Gott mir wieder hilft zu fühlen. Ich wollte wieder berührt werden. Mich wirklich freuen und wirklich traurig sein können. Mich für etwas begeistern können. Das hatte mir irgendwie gefehlt. Alles war sachlich und kritisch. Die Predigten in der Gemeinde sprachen mich nicht an, brachten keine neuen Erkenntnisse. Mein kindlicher Glaube war weg. Ich fragte mich, ob das normal sei. Vielleicht gehörte das zum reifer werden dazu. So wie die Schmetterlinge im Bauch irgendwann zur Ruhe kommen und sich nicht mehr von den Berührungen des Partners aufschrecken lassen. Oder lag es daran, dass ich die letzten Jahre mehr im Krabbelraum zwischen weinenden Babys saß und mich so nicht als richtigen Teil des Gottesdienstes fühlte? Zumindest nicht mit meiner ganzen Aufmerksamkeit.
Nein, das wollte ich nicht glauben. Ich wollte nicht den Rest meines Lebens so unberührbar für Gottes Wort sein. Ich wollte zurück zu den Jugendstunden mit den Aha Erlebnissen, die heute noch zum Fundament meines Glaubens gehören.
Also betete ich darum und alles wurde anders. Ich muss ständig weinen. Alles rührt mich zu Tränen. Das nervt wahnsinnig. Ich bin überfordert, verzweifelt, komme überall an meine Grenzen. Die Entwicklung der Kinder bereitet mir Sorgen, die Schule, die Dienste in der Gemeinde. Aber ich empfinde etwas, fühle wieder. Die Ideen sprudeln. Ich lebe wieder. Bin wach geküsst worden.
„Meine große Sehnsucht ist es, dass du durch dieses Buch vom Heiligen Geist wachgeküsst wirst.“
Zitat von Inka aus dem Buch
Ich habe schon seit Jahren keine solche Sehnsucht mehr nach der Bibel verspürt wie in den letzten Wochen und habe schon lange nicht mehr über sein Wort nachgedacht Tag und Nacht. Ich hatte schon lange keine großen Träume mehr. Aber auch schon lange nicht mehr solche Schmerzen. Es tut so weh, wenn man Gott erlaubt aufzuräumen, wenn man ihn um Veränderung bittet.
Ich habe panische Angst die Dinge umzusetzen, die er mir aufs Herz legt. Ich könnte in diesem Prozess schon viel weiter sein, aber ich traue mich nicht. Wieso kann ich nicht den Weg gehen, den Gott für mich vorbereitet hat? So ging es mir also vor dem Buch.
Und in diese Lebensphase kam nun Inkas Buch und sprach genau darüber.
Sie schreibt von Blicken, die auf ihr ruhen. Der Blick ihrer Oma, als sie sagt: „dein Hintern ist ganz schön dick geworden“. Die Blicke der Klassenkameraden auf ihren Badeanzug. Der beurteilende Blick einer Lehrerin.
Bei mir sind es eher Worte. Worte, die ich immer und immer wieder in meinem Kopf höre. Zum Beispiel bei jedem schwarzen Kleidungsstück, das ich aus dem Schrank hole, höre ich einige Frauen, wie sie alle lieb lächelnd sagen: „Warum trägst du so viel schwarz? Das steht dir nicht!“ oder „Dieses Kleid steht dir viel besser als die Schwarzen, die du sonst immer trägst!“ Ich weiß, dass es als Kompliment gemeint ist. Aber es tut so unglaublich weh. Vor allem, weil ich die Worte Tag für Tag immer wieder erlebe, auch wenn die Menschen, die sie ausgesprochen haben, es längst vergessen haben. In meinem Kopf sind sie eingebrannt und spielen sich immer wieder selbst ab.
Die Anderen können ja auch nicht wissen, dass ich ganz bewusst neutrale Kleidung trage. Nicht modern, nicht altmodisch, nicht gewagt. Grau und schwarz und Jeans. Ich will einfach so angezogen sein, dass sich niemand daran erinnert, was ich an hatte. Damit niemand über mein Aussehen lästern kann, damit niemand über mich urteilen kann. Aber der Plan ist wohl nicht aufgegangen. Und das ist der Grund warum es weh tut.
Vielleicht gefällt mir deshalb folgende Stelle in Inkas Buch besonders gut:
„Die Geborgenheit, die Jesus mir schenkt, war jahrelang um mich herum wie ein viel zu großer Mantel. Sie war da, ein großzügiges Geschenk meines Erlösers, aber mein Herz war zu klein und zu verzweifelt, um diese Geborgenheit, diese Annahme, dieses Zuhause zu ergreifen und zu begreifen. (…) Millimeter für Millimeter musste ich mein Herz hin zu Jesus wachsen lassen. Mittlerweile spüre ich schon den sanften, weichen Innenstoff. Der Mantel flattert nicht mehr formlos um mich herum. Ich habe gelernt, mich in die Wahrheit hineinzukuscheln, mich an sie anzulehnen. Meine Identität als Tochter Gottes wird mehr und mehr zur zweiten Haut, wie von Anfang an maßgeschneidert. Irgendwann, da bin ich mir sicher, fülle ich diesen Mantel komplett aus.“
Dieses maßgeschneiderte Kleidungsstück Gottes für mich ist die Freiheit und die Geborgenheit, die er schenkt, damit ich die sein kann, als die er mich erschaffen hat. Nicht mehr die, die verletzende Worte immer wieder hört, sondern die, die vergeben kann und die, die Gottes Worte hört.
Je mehr wir uns von ihm und seiner Meinung über uns abhängig machen, umso mehr können wir in diesen Mantel hinein wachsen und Gott kann uns zu dem tollen Date ausführen, dass er schon immer für uns geplant hat.
Anni Side meint
Danke! Bin gespannt. Das Buch ist bestellt und müsste morgen ankommen.
Antschana meint
Oh toll!! Wünsche dir Gottes Herrlichkeit beim Lesen!!
Christin meint
Liebe Eveline,
als ich mitbekommen habe, dass dieses Buch erschienen ist dachte ich auch als erstes genau das was du geschrieben hast “ Ich bin wirklich kritisch bei solchen Frauenbüchern …“ Also, warum kaufen?! Ist nichts für mich.
Nachdem wie du jetzt das Buch beschreibst, bin ich unglaublich neugierig und dankbar das ich diesen Artikel gelesen habe. Denn ich glaube ich brauche das Buch auch 😉
Danke, für deine ehrlichen Worte.
Ich bestelle dann jetzt mal.
Liebe Grüße,
Christin
Eveline meint
Liebe Christin, dein Feedback freut mich sehr. Ich wünsche dir Gottes Segen beim Lesen. Bei mir wirkt es jetzt schon echt lange nach. Also definitiv keins von den Büchern, das man liest, zuschlägt und wieder vergisst.