Mir geht das Herz über vor so viel Dankbarkeit und Schönheit. Unsere Schöpfung ist einzigartig in jeder Hinsicht und ist zu jeder Zeit beachtens- und bewundernswert. Egal ob es Flora und Fauna sind oder all die wunderbaren Menschen auf diesem Planeten.
In den letzten Wochen ging es mir aber oft so, dass ich mir sehr wenig Zeit genommen habe fürs Staunen und Bewundern.
Meine Tage waren voll mit “to do” Listen und meiner eigenen Agenda. Klar müssen ganz viele Sachen einfach gemacht werden und unter den jetzigen Umständen ist einiges echt mühsamer als sonst. Dass ich aber wie das Kaninchen von “Alice im Wunderland” am flitzen und rennen bin ohne Pause ist kein “muss”, sondern absolut fehl am Platze.
Besonders meine Kinder haben mir das hinreichend gespiegelt. Da sie aber erst vier und sieben Jahre alt sind, konnten sie keine gepflegte Konversation machen.
Nein. Es wurde gemotzt. Gestritten. Getobt.
Als ich dann grad wieder mal in Schnappatmung mitten in einem Konflikt mit dem vierjährigen Sohn stand, hielt ich (endlich!) inne.
Wann hatte ich das letzte Mal auf dem Boden mit ihm zusammen die Bagger und Traktoren und Kräne hin und her geschoben? Wann hatte ich mit der Tochter das letzte Mal Kniffel gespielt oder gemalt? Viel zu lange her!
Mir fiel die Bibelstelle ein, in der Jesus seine Jünger zurechtstutzt (Matthäus 19, 13-15 – Markus 10, 13-16 und Lukas 18, 15-17 ). Sie wollten “ihre Ruhe” mit Jesus, ohne Kinder.
Ich ertappte mich dabei, dass ich statt “Kommt her zu mir” viel öfter so etwas gesagt hatte wie “Beschäftigt Euch selbst”, “Lasst mich in Ruhe das Mittagessen machen.” oder “Jetzt nicht, später.”
Stell Dir mal kurz dieses Bild vor: Jesus pfeift seine Jungs zurecht. Und dann nimmt er jedes einzelne Kind in den Arm. Drückt es an sein Herz. Legt ihm die Hände auf und betet und segnet es.
In mir machen sich unweigerlich ein tiefer Frieden und Wärme im Herzen breit. Und ich entspanne mich.
Genauso ging es meinen beiden Kindern, als ich alles stehen und liegen ließ an jenem Morgen.
Sofort brachten sie mir ein Buch, den Fuhrpark, ein Spiel – you name it. Ich schenkte ihnen meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich hörte ihnen zu und wir lachten und tobten zusammen. Auf wundersame Weise gab es trotzdem Mittagessen, ganz ohne Stress. Das war vielleicht kein Drei-Gänge-Menü (gibt es sonst auch nicht), aber es schmeckte und wir saßen friedlich beieinander.
Am nächsten Morgen fuhr ich grad mit meinem Sohn einkaufen, da rief er plötzlich:
“Mama, wir haben ein Gänseblümchen mitten im Garten! Das muss mit Grillen gefeiert werden.”
Mir liefen die Tränen. Mein Sohn führte mir unbewusst vor Augen, was mir gefehlt hatte.
Achtsamkeit und Entschleunigung.
Wir kauften Grillzeug und weihten den Papa in unsere Pläne ein. Als wir wieder daheim waren, gingen wir schnurstracks alle in den Garten hinterm Haus (der ist klitzeklein, 20qm Wiese). Und siehe da: Mitten auf der grünen Wiese blühte exakt 1 Gänseblümchen.
Wir knieten uns vorsichtig hin und bestaunten es.
Weißt Du, Jesus hat nicht ohne Grund gesagt, wir müssen werden wie die Kinder, denn denen gehört der Himmel ( Matthäus 18, 1-4 ). Wir Erwachsenen leben gewöhnlich in der Einstellung, wir wissen es besser, wir kriegen das selbst hin. Hilfe brauchen wir nicht. Naja, sehr selten.
Was Jesus von mir fordert, ist aber das genaue Gegenteil. Zu werden wie ein Kind heißt klein zu werden, so hilflos und abhängig. Schutzbedürftig und vor allem so vertrauensvoll.
Wenn ich die Welt durch die Augen der Kinder betrachte, muss ich mich auch auf Augenhöhe mit ihnen begeben, oder?
Und dann lege ich meinen Stolz ab. Dann gebe ich zu, dass ich eben nicht alles (besser) weiß und kann. Wenn mein Herz sagt: “Jesus, ich brauche Dich. Ohne Dich kann ich es nicht”, dann geschieht etwas in mir drin.
Mein Herz wird weich und formbar in den Händen meines Schöpfers.
Da will ich hin! Jeden Tag neu.
Neulich waren Freunde zu Besuch mit ihren Kindern. Wir spazierten zusammen in den Wald zum spielen und plötzlich rief die Zweijährige voller Entzücken: “Ein Mond! Da oben ist ein Mond!”
Da wo wir Erwachsenen standen, konnten wir nichts sehen. Als wir aber auf Augenhöhe mit der kleinen Hannah gingen, entdeckten wir die zarte Sichel des zunehmenden Mondes am Himmel.
Ich wünsch Dir für Deinen Alltag immer wieder solche Himmelsmomente. Momente der Stille, des Innehaltens. Kleine Wunder für jeden Tag, auf Augenhöhe mit den Kleinsten. Sie wissen so viel mehr als wir erahnen können.
Es gibt zwei Arten, sein Leben zu leben:
Albert Einstein
entweder so, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles ein Wunder.
Ich glaube an Letzteres.
Abigail meint
Hab herzlichen Dank für deine Ehrlichkeit und ja ich gehe dann bewusste Zeit verbringen. Den Stupser habe ich heute gebraucht…
Constanze Bohg meint
Liebe Abigail,
lieben Dank für Deine Zeilen. Ich bin dann gern ein Anstupser, wenn es so liebevoll aufgenommen wird 🙂 Viel Spaß beim Staunen und Wundern und Gottes Segen Dir.