Anfang April fuhr unsere Tochter mit ihrer Jüngsten im Auto. Die Sonne strahlte, der Himmel leuchtete in tiefem Blau und die Kirschbäume taten ihr Bestes, um mit ihrer weißen und pinken Farbenpracht wahrgenommen zu werden. Plötzlich meldete sich die Dreijährige: „Mama, schau mal, ein Prinzessinnenbaum!“
Solch ein Prinzessinnenbaum blüht auch direkt vor unserem Küchenfenster. Sobald der Blick darauf fällt, können wir nicht anders, als uns riesig zu freuen. Was für Farben! Welch
eine Fülle von verschiedenen rosa Tönen!
Nur heute Morgen war es anders
Schlaff hingen die einzelnen Blüten an ihren Stängeln herab. Der herrliche Obstbaum hatte sich in eine Trauerweide verwandelt. Was für ein deprimierender Anblick! Prinzessinnenbaum? Weit gefehlt. Minus 2° C hatten genügt, um diese Degeneration über Nacht herbeizuführen.
Vier Stunden später: Als wäre nichts geschehen, stehen wieder die Blütendolden aufrecht und erfreuen sich des Lebens! Ein echter Prinzessinnenbaum! Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt …
Woher kommt diese starke Reaktion? Rein biologisch ist das ja leicht zu erklären: Durch die Kälte haben sich die Kapillare zusammengezogen und den Wasserzufluss zu den Blüten verhindert. Gefährlich wäre es geworden, wenn durch Permafrost die Kanäle auf Dauer zugefroren wären. Dann wäre das Leben in den Fruchtständen gestorben. Keine Pracht mehr und keine Kirschen in diesem Herbst …
Nun zu uns Prinzessinnen,
zu uns, die wir des höchsten Königs Töchter sind. Wir sind
auch so manchem Stresstest unterworfen. Es ist normal, dass wir dann erst einmal alles und uns selbst hängen lassen. Aber wie erfreulich, wenn die Probe ein schnelles Ende findet. Außerdem sind wir keine willenlosen Kirschbäume, die jedem Wetter schutzlos ausgeliefert sind. Wenn die Umstände uns die Luft geradezu abdrücken wollen, haben wir die Möglichkeit, unsere geistlichen Kanäle weit zu öffnen.
Ja, manchmal sind wir regelrecht erstarrt angesichts eines Unglücks oder einer Gefahr. Doch Härteproben sind in dieser Welt unvermeidlich und ebenso dazu da, uns zu trainieren: im Vertrauen, in der Treue, in der Geduld, in der Belastbarkeit.
Doch, um diese Prüfungen zu bestehen, brauchen wir Übung. Unsere Kapillare zu Gottes Quelle werden verkleben, wenn wir sie nicht regelmäßig benutzen. Auch in ruhigen Lebensphasen müssen sie genutzt werden. Um so leichter finden wir dann in Stresszeiten zu innerem Frieden und oft – trotz allem – ebenso zu einer tiefen Freude.
Und der Herbst unseres Lebens bringt auf diese Weise genau dass hervor: Friede, Freude, Geduld, Treue … (Galater 5,22)
Und wie sieht das in der Praxis aus,
wenn um uns herum die Kleinen toben und die älteren Kids ihren Konkurrenzkampf austragen?
Über die Frau von Johann Sebastian Bach wird erzählt, dass sie sich mitten im Trubel ihre Schürze über den Kopf zog und sich damit ein Zelt schuf, in dem sie mit Gott reden konnte. Und ihre Kinder wussten gleichzeitig, dass sie die Mutter jetzt nicht stören durften.
Ich selber habe mir je nach Familienphase immer eine bestimmte Zeit am Tag reserviert, um mit Gott Kaffee zu trinken (den Kaffee serviere ich allerdings nur mir :)) Wichtig war mir neben dem Bibellesen auch der ehrliche Austausch mit Gott: Wie geht es mir mit den Geschehnissen um mich herum? Und zunehmend: „Gott, wie geht es dir mit uns und den Menschen um uns herum?“
Diese oft erkämpften Zeiten sind meine goldensten Stunden und blühendsten Momente.
Christiane Palmer meint
Ganz toll geschrieben. Vielen Dank
familienlebenmitgott meint
Fast ein bisschen schade, dass Frau heute gewöhnlich keine Schürze mehr trägt! Vielen Dank für de inspirierenden Beitrag… Liebe Grüße, Martha
luisaseider meint
Sooo schön und ermutigend!
Antschana meint
„Prinzessinnenbaum“ – das finde ich einfach sooo wunderschön!!
Hanna meint
Jaa das gleiche hab ich mir auch gedacht!! 🙂