Gestern früh hab ich tatsächlich einen Schwangerschaftstest gemacht:
Nicht schwanger.
Verrückt. Ich weiß.
Und das Ergebnis eigentlich keine Überraschung.
Nach meiner sechsten und letzten Schwangerschaft vor dreieinhalb Jahren, die für mich und das Kind lebensgefährlich war und nur durch ein Wunder gut ausgegangen ist, wurden meine Eileiter durchtrennt.
‚Nicht schwanger‘ war also zu erwarten.
Warum ich trotzdem einen Test gemacht habe? Ja, diese Frage hab ich mir danach auch gestellt.
Die letzten paar Wochen hab ich mich irgendwie so durch die Tage treiben lassen.
Eigentlich wollte ich nach den Ferien mit neuem Schwung am Blog arbeiten, mir Pläne machen und Struktur in meinen neuen Alltag bringen.
Stattdessen verging ein Tag nach dem anderen und auch wenn ich den Haushalt und das Familienleben ganz gut gemeistert habe, habe ich anderes wieder und wieder vor mir hergeschoben. Wie den Blog.
Dabei wäre jetzt doch eigentlich endlich mehr Zeit dafür.
Der Kleinste geht nämlich seit drei Wochen ganz begeistert vormittags in den Kindergarten! D.h. zwischen halb neun und halb zwölf bin ich a l l e i n daheim!
Aber so sehr ich mich schon länger (seit fast 14 Jahren um genau zu sein, ha, ha… ) auf diese Zeit gefreut habe, so unsicher bin ich auch gerade.
So viele Jahre war ich schwanger oder stillend und im Alltag nur mit einem oder mehreren Kindern anzutreffen.
Einige Wochen lang hatte ich drei Kinder gleichzeitig zu wickeln.
Etliche Male bin ich in den Ferien mit fünf Kindern in den Supermarkt zum Einkaufen gefahren, weil sie noch zu klein waren, um sie allein daheim zu lassen.
Und als ich zwischendurch schon aufatmen wollte, weil ich dachte, jetzt wird es anders, war der Schwangerschaftstest wieder positiv. ( Und nein, unsre Kinder sind KEINE Unfälle, aber ein paar von ihnen sind unglaublich wundervolle Überraschungen!!)
Und alles ging so weiter und weiter und weiter…
Und als ich gestern früh dann hier saß mit eben diesem Ergebnis, pink auf weiß, fing ich an zu weinen.
Weil ich plötzlich wusste, dass ein großer, wunderbarer Abschnitt meines Lebens jetzt definitiv vorbei ist.
Ich glaube, deswegen hab ich nochmal einen Schwangerschaftstest gemacht. Meinen letzten.
Weil ich es brauche. Das Ergebnis. Pink auf weiß. Nicht schwanger.
Die Tränen sind keine voll Trauer oder Verlust, aber voller Schmerz, das Alte zu verabschieden und das Neue zu begrüßen.
Das Alte loslassen und das Neue umarmen.
Dazwischen steht man kurz mit leeren Armen da. Und das ist nicht angenehm.
Aber das waren die letzten Wochen für mich. Leer. Übergang.
Meine Freundin hat ein so passendes Bild dazu beschrieben:
Es ist, wie wenn man sich wie Tarzan von Liane zu Liane schwingt. Bevor man die neue greift, muss man die alte loslassen. Und für einen kurzen Moment, der einem ewig erscheinen kann, hängt man buchstäblich in der Luft.
‚Wird die neue Liane halten und mich weiter bringen? Was, wenn ich falle?‘
Ich würde wahrscheinlich lieber an der alten Liane noch länger festhalten, einfach so als ‚Back up‘, man weiß ja nie…
Aber dann würde ich die neue Liane wohl nicht richtig ergreifen können.
Also sitze ich hier mit leeren Armen und weine und schreibe meinen Abschied vom Schwangersein und Stillen und hoffentlich auch bald vom Wickeln.
Damit ich das Neue von ganzem Herzen umarmen kann.
Dafür hab ich ihn gebraucht, den Test. Pink auf weiß. Nicht schwanger.
Verrückt. Ich weiß.
rausausderaffenfalle meint
🙂 Ich wünsche dir von Herzen gutes Loslassen, gute Schweben, und einen guten Neuanfang. – Ich kann es so gut nachvollziehen – auch wenn mein Jüngster nächste Woche schon 10 Jahre alt wird. Wenn ich die Babyphotos betrachte, oder Babies sehe (vor allem Neugeborene), dann ist da ein bisschen Trauer in mir, das nicht noch einmal zu erleben. Und gleichzeitig Erleichterung 😉
Antschana meint
Ganz lieben Dank, Bettina! Ein bisschen Trauer und gleichzeitig Erleichterung, das trifft es perfekt! 🙂
erfuellt meint
Danke für deinen ehrlichen Beitrag. Kann dich so gut nachvollziehen… In wenigen Wochen beginnt auch für mich diese neue Phase und ich schwanke auch zwischen Vorfreude und leichter Melancholie… Aber wer auf Jesus vertraut darf mutig lernen neue Ufer zu betreten und erleben wie Gott neue Türen öffnet oder die verschließt, die nicht gut sind. „wirf dein Anliegen auf den Herrn, er wird dich versorgen“ – Psalm 55,23
Das wünsch ich dir( und mir ;)) für die kommende Zeit
Antschana meint
Ja, vielleicht ist es auch gut, dass Vorfreude und Melancholie gleichzeitig da sind?! Auf Gott und seine Verheißung dürfen wir auf jeden Fall vertrauen. DAnke dir dafür und auch dir eine gesegnete ‚Übergangszeit‘! <3
Andrea meint
Nein, ich finde das gar nicht verrückt. Du hast es schön in Worte gefasst, was unseren Weg als Großfamilienmamas ausmacht. Es war ein langer und so schöner Lebensabschnitt. Man verlässt ihn mit weinenden Augen, weil man ihn so gerne gelebt hat. Natürlich geht man auch neugierig weiter, aber es ist eben auch sehr schwer.
Alles Liebe dir !
Andrea – die Großfamilienmama
Antschana meint
Liebe Andrea, danke, dass du mich nicht verrückt findest. 😉 Ja, irgendwie ist es beides und ich hatte das Gefühl, wenn ich mir dessen nicht richtig bewusst bin, komm ich nicht richtig weiter… Das Schreiben hat schon geholfen und eure Kommentare berühren mich wirklich!
Wünsche dir noch einen gesegneten Nachmittag mit deiner echten Großfamilie!! <3
Jas meint
Du hast das so wunderschön geschrieben
Das hat so berührt
Wie wahr deine Worte
In den ganzen Zeiten des schwanger sein, des stillen um sich dem neuen Leben hinzugeben
Den Leben wird durch jedes neue Kind eine neue Richtung gegeben wunderschön, spannend, kräftezehrend
Wenn man im Leben öfter so einen Test machen könnte um es Pink auf weiß lesen zu können 😉
Ich wünsche dir und euch allen einen wunderbaren schönen neuen Abschnitt in eine neue Zeit
Antschana meint
Vielen Dank dir für deine guten Worte! Das hast du schön formuliert! 🙂