Und, wie läuft euer Weihnachten so? Ich erzähl euch mal, was mir die Tage durch den Kopf ging. Den Text überschrifte ich ganz einfach mit:
O man Maria!
Untertitel: Ich hab mir echt Sorgen gemacht.
Es ist Dunkel und ihr zwei seit immer noch on the road. Ohne Hotelreservierung, Verwandte oder Freunde in der Gegend. Du mit Senkwehen auf diesem alten müden Esel. Was ein Gehoppel. Lockert bestimmt den Beckenboden. Du meintest, heute Nacht kommt er. Wie heute Nacht? Hier ist weder eine Klinik noch ein Geburtshaus in der Nähe. Nur jede Menge fremde Traveller und angetrunkene Soldaten. Deine Mama ist weit weg und Josef ist vermutlich auch kein gelernter Geburtshelfer. O man! Aber irgendwie schien mich das mehr zu stressen als dich.
Na gut, auf jeden Fall hab ich ein paar Ideen, wie ihr es am besten machen könnt, auch ohne Geburtsklinik in der Nähe. Ein sauberes Bett, fließendes Wasser wäre low level, aber ein Muss. Dumm und dämlich ab ich mich geklopft. Diese Ignoranten. Alle Türen zu. Als ich von meiner Stadthetzerei zurück komme, seit ihr nicht mehr da. Suche euch, sorge was los ist, leise Hoffnung ob ihr doch ein Zimmer bekommen habt. Und ehrlich, da fallen mir doch fast die Augen aus dem Kopf, als ich, im Vorbeigehen, eure Stimmen aus einem Stall höre. Is nicht wahr. Tatsächlich. Im Stall. Ein weises Laken auf Stroh und eine Schüssel Wasser. O man Maria! Ich würde durchdrehen, wenn ich mein erstes Kind unter diesen Umständen zur Welt bringen müsste. Aber irgendwie schien mich das mehr zu stressen als dich.
Nun gut, die Bleibe ist gewählt. Ich zieh nochmal los, um was zu essen aufzutreiben. Und vielleicht noch was fürs Kind. O mein Gott, 1000 Vorstellungen, was man eigentlich braucht, oder? Windeln, Bodies, Strampler, Mützchen, mehr Windeln, Feuchttücher, ein Mobile, Gute-Nach-Musik, Deko-Wimpel, ein Kuscheltier, Schnuller,… So in Gedanken versunken, verlaufe ich mich in den nächtlichen Straßen und brauche gefühlt eine halbe Ewigkeit bis ich wieder Orientierung habe. Ein halbes Brot unterm Arm.
Gott, wenn das deine Idee ist. Dein Sohn (was ja schon echt verrückt ist), dann muss ich doch mal was loswerden. Bei allem Respekt, deine Vorbereitungen auf dieses Großevent: Gott wird Mensch lassen sehr zu wünschen übrig. Legionen an Fragezeichen poltern in die Nacht hinaus.
Doch mit einem Mal spüre ich eine mächtige Antwort, die mein Herz überrollt wie eine warme Welle und alle herumirrenden Sorgen und Gedanken einfängt: Es ist gut. Ich bin da.
Mein Herz klopft. Ich beginne zu rennen. Ich muss sofort zurück zu Maria. Ich renne über die steinige Anhöhe. Hell, denke ich. Die Sterne scheinen heute Nacht besonders zu funkeln. Atemlos stehe ich vor dem Stall. Leises friedliches Säuseln und ein sanftes Muuuh dringt aus dem warmen Inneren nach draußen. Er ist da. Es ist gut. Da liegt das Baby eingekuschelt in eine Decke und trinkt an Marias Brust. Sie lächelt. Es ist gut. Alles gut.
Alle Sorgen, alle Verbesserungsvorschläge, alles… fällt mir aus dem Gesicht. Ich bin überwältigt. Mir fehlen die Worte. Tränen laufen mir übers Gesicht. Zu tiefst berührt. Von diesem Frieden. Dieses Bild. Mitten in all den komplizierten Umständen.
Und da frage ich mich, ob das Großevent: Gott wird Mensch vielleicht doch perfekt geplant wurde. Die Geburt des Friedens mitten in notdürftigen, chaotischen Zuständen. Wow.
Das ist was diese Welt braucht, nicht wahr?
Und so unterschrifte ich meinen Text mit den Worten:
O man, Maria!
Du warst mir meilenweit voraus als du betetest:
„Mit allem, was ich bin, will ich Gott den Herrn hoch erheben. Ja, mein Innerstes jubelt über Gott. Er ist der, der mich aus allem erlöst. Ganz tief hat er sich herabgebeugt und mich, seine Dienerin, voller Liebe angeschaut.“
Lukas 1, 46
Darin sehe ich das Herz einer Mama, die vertraut.
familienlieben meint
Wow, das ist so schön geschrieben. Danke 🙂
Ganz liebe, weihnachtliche Grüße,
Dorit
Johanna meint
Danke dir.lg
vorgarten948410458 meint
Hallo Johanna!
schön geschrieben und noch schöner gelesen. Danke!
Herzliche Rest-Weihnachtsgrüße,
die Vorgärtnerin
Johanna meint
Vielen Dank.