„Great people do things before they’re ready“ (Amy Poehler)
Jetzt?
Wann ist man bereit Mutter zu werden?
Wenn man den richtigen Mann gefunden hat? Nach der erste Periode? Oder wenn man genug Geld hat, um täglich Bio-Gemüse zu kaufen? Nach einer abgeschlossenen Ausbildung? Oder drei Jahren Berufserfahrung? Wenn die Wohnung ein Kinderzimmer hat?
Wenn ich die Teenie-Mütter, Frauentausch und all diese Sendungen im Trash-TV sehe, wünschte ich mir, nicht jede Frau dürfte einfach so Kinder bekommen. Manche plädieren dafür, dass Mutter-Sein ein Beruf ist. Ich würde gerne hinzufügen: Bitte mit einer Ausbildung und abgeschlossenen Prüfung!
Ich merke ja schon wie diese Aufgabe mich an meine Grenzen bringt und weit darüber hinaus.
Und ich habe – rein äußerlich – eigentlich ganz gute Voraussetzungen. Ich habe einen Mann, eine abgeschlossene Ausbildung, Berufserfahrung, meine Eltern sind nicht geschieden, ich habe ein Dach über dem Kopf und jede Menge Babysittererfahrung.
Und Mama zu werden ist das herausforderndste was ich je erlebt habe.
„Wie sollen andere, mit weniger guten Voraussetzungen das schaffen?“, frage ich mich. Und ich denke an die armen Babies, die ihren unfähigen Eltern so schutzlos ausgeliefert sind!
Und dann denke ich an mich und meine eigene Unfähigkeit.
Der Maßstab den ich an andere anlege, muss ja auch für mich gelten. Und ich merke all die Punkte in denen ich mich selbst für „ungenügend“ erklären muss. Ich werde meinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht.
Ich bin nicht so geduldig, liebevoll, ausgeglichen, weise und fürsorglich wie eine Mutter meiner Meinung nach „sein sollte“. Ich sollte meine eigenen Emotionen, meine Ehe, mein Bedürfnis nach Anerkennung und meinen Wunsch recht zu haben in den Griff bekommen. All das werden meine Kinder sich ja automatisch bei mir abgucken!
Ich bin nicht bereit. Ich sollte das besser machen! Bevor ich Mutter werde.
Wenn ich bereit bin. Wenn ich perfekt bin?
Wir warten bis wir Babies bekommen auf den perfekten Zeitpunkt.
Die perfekten Umstände und den Zeitpunkt an dem wir glücklich, heil und zufrieden mit uns selbst sind.
Ich frage mich ob Gott wohl auch so denkt?
Überall auf der Welt bekommen Frauen und Mädchen Kinder.
In reichen Familien die kaum Zeit für ihre Kinder haben und in Slums ohne sauberes Wasser. Im Krieg, in der Wüste, trotz Vergewaltigung. Ehelich und unehelich. Mit Vätern die Alkoholiker sind und heroinabhängigen Müttern. In schmutzigen Wohnzimmer oder in riesigen Villen.
Natürlich ist dieses Leid nicht Gotten Wunsch für uns, auch nicht sein Wille. Und dennoch lässt es zu.
Und er schüttelt nicht den Kopf darüber, sondern sagt, er hat jedes dieser Kinder geschaffen und er liebt es!
Er sagt er hat einen Plan für sein Leben voller Zukunft und Hoffnung. In jeder dieser Situationen. Trotz all der Umständen und trotz all der kaputten Eltern.
Vielleicht ist es so, dass niemand von uns und keines unserer Kinder unter perfekten Umständen von perfekten Eltern geboren wird?
An dieser Stelle möchte ich eine der langweiligsten Bibelstellen anbringen und hoffen, dass dieses Buch daraufhin nicht gleich zugeschlagen wird. Ich verspreche wir werden darin etwas unglaublich ermutigendes finden! Es ist Jesus Stammbaum.
Verzeichnis der Vorfahren von Jesus Christus, dem Sohn Davids und dem Sohn Abrahams: Abraham war der Vater Isaaks, Isaak der Vater Jakobs, Jakob der Vater Judas und seiner Brüder. Juda war der Vater von Perez und Serach; ihre Mutter war Tamar. Perez war der Vater von Hezron, Hezron der Vater von Ram, Ram von Amminadab, Amminadab von Nachschon, Nachschon von Salmon und Salmon von Boas; die Mutter des Boas war Rahab. Boas war der Vater Obeds; Obeds Mutter war Ruth. Obed war der Vater Isais, Isai der Vater des Königs David. David war der Vater Salomos; Salomos Mutter war die Frau des Urija. Salomo war der Vater von Rehabeam, Rehabeam der Vater von Abija, Abija von Asa, Asa von Joschafat, Joschafat von Joram, Joram von Usija, Usija von Jotam, Jotam von Ahas, Ahas von Hiskija, Hiskija von Manasse, Manasse von Amon und Amon von Joschija. Joschija war der Vater Jojachins und seiner Brüder; damals wurde das Volk nach Babylon in die Verbannung geführt. Nach der Zeit der Verbannung folgte Schealtiel, der Sohn Jojachins. Schealtiel war der Vater von Serubbabel, Serubbabel der Vater von Abihud, Abihud von Eljakim, Eljakim von Azor, Azor von Zadok, Zadok von Achim, Achim von Eliud, Eliud von Eleasar, Eleasar von Mattan und Mattan von Jakob. Jakob war der Vater von Josef, dem Mann der Maria. Sie war die Mutter Jesu, der auch Christus genannt wird. (Matthäus 1,1-16 NGÜ)
Das sind viele, nichtssagende, aneinandergereihte nichtssagende Namen könnte man denken. Aber dem ist nicht so!
Die erste Revolution dieses Textes sind die fünf Namen von Frauen.
Zu der Zeit als der Text geschrieben wurde, wurden Frauen auf Volksversammlungen nicht einmal gezählt. Die Juden dankten Gott, dass sie kein „Hund, Heide oder eine Frau“ waren. Frauen hatten keine Bedeutung in der Gesellschaft.
Aber Gott sieht das anders und fand deshalb einen mutigen Mann der diese bedeutungsvollen Frauen mit in sein Buch hineinschrieb.
Für Gott zählen sie! In seinen Augen sind sie wichtig. Er will sie in seinem Stammbaum.
Er will sie als Mütter!
Wer denkt Gott habe die schiefen Rollenbilder unserer Gesellschaft erfunden, trifft hier einen Gott der Frauen deutlich mehr Rechte und Bedeutung einräumt als die Gesellschaft in der sie lebten. Das ist der Gott an den ich glaube.
Aber das ist längst nicht alles. Viel wichtiger ist, wer diese Frauen sind.
Tamar verkleidete sich als Hure und schlief so mit ihrem Schwiegervater. Rahab verkleidete sich nicht nur als Prostituierte, sie war es tatsächlich. Ruth war eine jüdische Migrantin, die aus Angst vor Armut und Einsamkeit ihren zukünftigen Mann nachts heimlich verführte. Die Frau des Urija heiß Bathseba. Sie schlief mit David während ihr Mann im Krieg war und wurde von ihm schwanger. Maria war ein normales, junges, unverheiratetes Mädchen. Wahrscheinlich im Teenageralter. Sie wurde als krönender Abschluss der Frauen in Jesus Stammbaum gewählt. Sie, ein ganz normales Mädchen, sollte unperfekt und unter widrigsten Umständen und Verachtung der Gesellschaft das einzige perfekte Wesen dieser Weltgeschichte zur Welt bringen. Jesus. Gottes Sohn.
An Zufälle glaube ich nicht. Gott wählte genau sie als Mutter aus und all die anderen Frauen vor ihr.
Mit ihnen wollte er Geschichte schreiben, sie sollten seine geliebten Kinder kriegen.
Und diese Kinder würden Pläne voller Zukunft und Hoffnung ausleben, nicht weil ihre Mütter perfekt waren, sondern weil Gott gnädig ist.
Wann bist du bereit? Vielleicht nie. Vielleicht heute.
Die Frage ist nicht, ob du gut genug oder perfekt genug bist oder ob deine Umstände passend sind.
Die Frage ist, bist du bereit dich auf Gottes Gnade zu verlassen und zu glauben, dass er mit all deiner Unfähigkeit und all deinen Fehlern trotzdem Geschichte schreiben kann?
Ich mag den Ausdruck „Mutter werden“. Ich werde Mutter. Jeden Tag seitdem ich ein Kind habe, werde ich Mutter.
Diese Formulierung gefällt mir so sehr, weil sie ausdrückt, dass dieser Prozess niemals abgeschlossen ist.
Wir müssen nicht perfekt sein, um damit anzufangen Mutter zu sein und wir werden niemals eine „fertige“ Mutter sein.
Die Zeit, das Leben und unsere Kinder werden uns verändern. Wir werden an ihnen wachsen und uns mit ihnen verändern. Wir werden morgen nicht die gleiche Mutter sein wie heute, und in einem Jahr werden wir Dinge wahrscheinlich anders sehen und machen. Denn man wird eben keine Mutter durch eine Ausbildung und einen Abschluss.
Es gibt keinen Tag an dem wir plötzlich die fertige Mutter sind. Es gibt nur den Weg, unser Leben, auf dem wir Mutter werden.
Gestern. Heute und Morgen. Jeden Tag ein bisschen weiter.
luisaseider@yahoo.de meint
Liebe Sarah,
dein Text hat mich so tief berührt und ich hatte mehrmals Gänsehaut!
Ich mag auch alles gerne perfekt haben! Dabei haben wir als Ehepaar auch so oft erlebt, dass Gott gerade in dem Unperfekten / Unvollkommenen weit über unsere Vorstellungen hinaus wirkt. Dennoch habe ich oft das Gefühl, meine Kraft reicht für die unvollkommenen Umstände nicht mehr aus.
Deine Gedanken haben mich so sehr ermutigt, meinen Blick wieder auf den vollkommenen Gott zu richten, der aus der Asche unseres Lebens Schönheit schafft. Danke dafür!
Sarah K. meint
Ui wie schön!! Das freut mich sehr!!!
erfuellt meint
Liebe Sarah, danke für deine ermutigenden Gedanken…so wahr und befreiend. Gott wartet nicht bis wir geeignet /perfekt dafür sind Mama zu werden, sondern beschenkt und befähigt uns am meisten in unserer schwachheit … Danke für die Erinnerung LG Rebecca
Sarah K. meint
Sehr sehr gerne liebe Rebecca!!! Ich muss mich ja selbst immer daran erinnern – vielleicht schreibe ich deshalb 😉
Anna von A Bullerbü Life meint
Liebe Sarah,
du sprichst mir (mal wieder) aus der Seele! Jeden Tag aufs Neue sehe ich meine eigenen Unzulänglichkeiten als Mutter – aber ich sehe auch, dass Gott vieles wieder gerade biegt, was bei mir schief gelaufen ist.
Sarah K. meint
Ja, das ist so schön, oder? Ich bin so froh, dass die Zukunft meiner Kinder nicht allein in meiner Hand liegt!!!