»Ich hätte gerne einen gefährlichen Kaffee!« Kaum hatte ich diese Bitte ausgesprochen, merkte ich, dass ich irgendwie Unsinn redete.
Was war passiert? Litt ich an beginnender Demenz? Oder wollte ich den Kellner verulken? Vielleicht meinen Mann zum Lachen bringen? Allerdings, Letzteres gelang mir blendend.
Nein, mein Irrtum war die Folge einer neuen, befreienden Einstellung. Aber wie es zu ihr kam, berichte ich lieber von Anfang an.
Ich bin eine Perfektionistin: Nach Möglichkeit vermeide ich Fehler, besonders, wenn sie zu Peinlichkeiten führen könnten. Um so erstaunter las ich vor unserem Urlaub von dem Gründer der Pfadfinder. Robert Baden-Powell forderte immer wieder die Menschen um sich herum auf, Fehler zu riskieren: „Fehler sind ausdrücklich erlaubt. … Haben Sie keine Angst, einen Fehler zu machen.“
Er hatte verstanden, dass man aus Fehlern klug werden kann – und dass das ängstliche Meiden dazu führt, Neuland gar nicht erst zu betreten.
Das wollte ich ändern. Und der kommende Urlaub in Italien kam mir da gerade recht.
Zu meinen Steckenpferden gehören fremde Sprachen. Bisher hatte mich aber mein Perfektionismus daran gehindert, sie in der Praxis auch auszuprobieren. Denn da wäre ich in ein Fettnäpfchen immensen Ausmaßes gesprungen. Doch jetzt war es so weit: Italien, ich komme und mit mir eine blutige Sprachanfängerin …
Und so kam es zu der Szene, dass ich statt Eiskaffee einen »gefährlichen« Kaffee« bestellte. Mir ist dabei kein Zacken aus der Krone gefallen. Ich habe keinem Menschen Schaden zugefügt. Im Gegenteil: Wegen meiner furchtlosen Sprachanwendung in den zwei Wochen habe ich von unserer Nachbarin dort am Comer See selbstgezogene Gurken geschenkt bekommen. Sie erzählte uns aus ihrem Leben und wir grüßten uns immer fröhlich. Und als wir morgens wieder gen Deutschland starteten, nötigte sie uns, noch einen Espresso bei ihr zu trinken.
Ich habe gestaunt: Wie viel Gutes entsteht doch, wenn ich die Angst vor Fehlern beiseiteschiebe und tue, was gerade dran ist.
So wie Zachäus sich nicht zu lange Gedanken gemacht hat, was wohl seine Mitbürger über ihn denken, wenn sie ihn auf dem Baum entdecken: Er hätte sonst die Wende seines Lebens verpasst.
Bei Gott müssen wir nicht perfekt sein. Denn er sorgt dafür, dass schon alles gut wird. Bei Gott sind Liebe und Hingabe gefragt. Und befürchtete Fettnäpfchen können sich als Startbahnen in ein neues Leben entpuppen, siehe Zachäus.
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