Neulich, spaetvormittags, in unserem trauten Heim:
Wie ein aufgescheuchtes Huhn (sagt man das so?) renne ich durchs Haus, treppauf, treppab. In der einen Hand den Putzeimer, in der anderen Hand verschiedene Reinigungsmittel (die meisten biologisch abbaubar) und diverse Putzlappen. Irgendwie habe ich auch noch den Staubsauger im Schlepptau. Ich haste von einem Raum zum naechsten und versuche wie eine Gestoerte, mein selbst auferlegtes Arbeitspensum einzuhalten. Ich bin am Keuchen, Schwitzen und Schnaufen, meine Schminke hat sich laengst aufgeloest und meine Haare stehen gleichmaessig in alle Himmelsrichtugen ab. Der Puls duerfte bei 110 liegen. Statt „atemlos durch die Nacht“ zu jagen, hetze ich atemlos meiner eigenen Arbeitswut hinterher.
Wie es dazu kommen kann, weiss ich nicht, aber irgendwann halte ich dann doch inne und frage mich: Wieso eigentlich? Wieso tue ich mir diesen Stress ueberhaupt an? Warum mache ich Hektik ohne Ende, nur um irgendwann voellig erledigt auf dem Sofa zusammenzuklappen und zu merken, dass doch immer noch Arbeit uebrig bleibt? Naja, die Antwort ist recht einfach: Ich verfalle gerne mal in Perfektionismus. Inzwischen weiss ich das wenigstens und merke es auch ab und zu. Manchmal rechtzeitig, manchmal aber auch erst, wenn die Nerven schon blank liegen und der Koerper schlapp macht.
Das moechte ich gerne aendern. Mein ganz persoenliches Lernziel heisst deshalb: Lerne Gelassenheit und Entspannung. Oder, umformuliert: Ich bin nicht, was ich leiste. Aus welchen Gruenden auch immer ist mir das, was ich zustande bringe und an Arbeit vorweisen kann, zu einer Hauptantriebsquelle geworden. Wenn ich viel schaffe, bin ich gut. Wenn ich wenig schaffe, nicht. Ist das Haus tiptop, bin ich es auch. Ist es schmuddelig, bin ich es auch. Die Grenzen verschwimmen hier etwas, weil ich mich in einem ordentlichen und sauberen Raum auch schichtweg wohler fuehle als inmitten von Chaos. Und doch weiss ich, dass meine Leistungsorientierung mich manchmal staerker antreibt, als mir selbst (und damit auch meinen Mitmenschen, allen voran meiner Familie) gut tut. Es geht aber sogar noch um mehr als nur mich und meinen kleinen Kosmos Familie. Ich beginne zu erkennen, dass auch Gott etwas ganz anderes von mir moechte als meine Leistung und meine Arbeit. Vielleicht ist das fuer Euch schon laengst alles klar und Ihr habt besser bei der Geschichte von Martha und Maria aufgepasst als ich. Vielleicht gibt es aber auch noch ein paar andere ausser mir, die sich ab und zu etwas zur Gnade dazuverdienen moechten und denken, dass sie doch lieber aus eigener Kraft etwas vorweisen moechten, was sie vor Gott (und den Menschen) gut dastehen laesst. Und sei es Hausarbeit. Fuer uns moechte ich sagen: Lasst und entspannen!!
Lasst und klein anfangen und in unseren vollgestopften Tagesablauf ganz frech und unverschaemt ein paar nette, kleine Pausen einbauen, die wir uns absolut ueberhaupt nicht verdient haben. Lasst uns ganz bewusst den vollen Korb mit dreckiger Waesche anschauen und zu ihm sagen: „Du wartest jetzt mal schoen“ (muss nicht laut sein, waere aber tollJ).
Und jetzt kommt fast die schwierigste Uebung fuer Menschen wie mich, die gerne perfekt sind: Lass uns einfach ganz unverfroren (haha) zum Gefrierschrank (haha) gehen und eine –psssst- Tiefkuehlpizza in den Ofen schmeissen…die Kinder freuen sich, und sonst muss es ja niemand erfahren… Ja, so klein fange ich an. Aber meine Familie muss sich schon warm anziehen, denn eine „Rauszeit“ (danke fuer Deinen Beitrag, Johanna) ist auch schon in Planung….!!! Ich freue mich auf den Tag, an dem ich verstanden habe, dass Gott mich mag, so richtig richtig mag, egal ob ich mich ausgepowert habe oder nicht. Ich freue mich auf den Tag, an dem ich ganz ohne innere Unruhe und schlechtes Gewissen die Beine hochlegen, meinen Milchkaffee trinken und voll Gelassenheit mit Jesus abhaengen werde- und zwar, solange das Fruehstuecksgeschirr noch auf dem Tisch steht, die Betten nicht gemacht sind und der Staub umeinanderwirbelt. Jawoll!!!
Hier noch ein link mit einem Song, den ich schon mal ziemlich entspannend finde:
Antschana meint
Danke, Barbara! Ich war heut früh einkaufen und auf dem Rückweg hab ich mir beim Mc mein Lieblingsfrühstück geholt – McMuffin Bacon & Egg. Ich liebe Speck und Eier!! 😉
Und zuhause hab ich mich aufs Sofa gekuschelt, Frühstücksfernsehen geschaut und meinen McMuffin gegessen. Jetzt hör ich mir das Lied an und dann… geht’s weiter mit dem Haushalt… 🙂
Hanna meint
Voll gut Antschana! So ist’s richtig
Finde deine Worte auch voll gut,, Barbara. Ich hab auch immer viel zu viele Erwartungen an mich.
nuxi meint
genau das brauchte ich jetzt. ich lass heute (wenigstens heute versuch ich es zu schaffen=) den dreck und staub liegen zu lassen. und die wäsche? die kann auch noch warten.
stattdessen geh ich jetzt mal an die nähmaschine, während die kleinen schlafen !!!
Antschana meint
sehr gut, Nuxi! 🙂
Andrea meint
Okay, der Text könnte für mich geschrieben sein. Mir ergeht es oft so ähnlich. Witzig: Ich habe der Bügelwäsche heute erzählt, das ich erst mit meinen drei kleinen Jungs in den Wald gehen werde, bevor ich sie mache und ich ihr nicht versprechen kann, das ich es heute noch schaffe. Jawohl. Allerdings ist das einer der wenigen lichten Momente gewesen. Gerne neige ich dazu, alles zu tun und zu machen und so weiter und völlig zu vergessen, das mein Körper aber auch Ruhe braucht und meine sieben Zwerge mich auch noch anders als putzend in Erinnerung haben sollen.
Liebe Grüße und danke für den Text
Andrea