Ich gehe spazieren. Die frische Luft tut mir gut. Ich nehme mir Zeit für meine Gedanken.
Mein Weg führt mich an dein hell erleuchtetes Haus.
Hier bei mir ist es dunkel doch bei dir leuchtet es auf – Licht umgibt dich!
Mein Blick bleibt an deinem Fenster kleben.
Alle sind zusammen – du nennst es Familienglück.
Mein Sohn hat bei euch einen festen Platz – auf die Familie ist immer Verlass.
Du stehst am Weihnachtsbaum, es ertönt Musik – ich sehe dich mit Hingabe schmücken dein Tannenglück.
Ich überlege es mir kurz.
Wie er wohl wäre, mein Weihnachtsbaum? Ich gerate schon fast ins Träumen – meine Augen erahnen den perfekten Baum.
Doch dann höre ich sie sprechen, die Stimme meiner Vernunft: “Es wäre zu groß, zu schwer und mir zu viel.“ Und nach Tagen verliert er eh nur Nadeln. „Dieses Treiben ist mir zu bunt!“ sagt mir eindeutig die Stimme meiner Vernunft.
Wer sollte diesen Baum dann wieder aus der Wohnung tragen? Ich möchte es wirklich nicht wagen.
Oben an der Tannenspitze baumelt der Stern. Er soll leuchten. Jeder soll es sehen: The King is Born!
Dieses Licht durchbricht die Finsternis.
Deine Tochter Tabea hat mir schon oft gesagt: „Jesus ist das Licht der Welt.“ Er möchte Licht sein auch für mich.
Aber ich kann es nicht. Ich möchte mich nicht überwinden und erst recht nicht an diesen deinen Gott binden.
Deine Kinder stellen eure Krippe auf.
Diese Geschichte macht für mich keinen Sinn doch du siehst in der Krippe Gewinn.
Gott wird Mensch. Er ist groß und macht sich klein. Er kommt um den Weg zu bahnen. Er ist das kleinste und doch das größte Geschenk. Er möchte durch Jesus eine Brücke bauen und die Seiten zwischen Gott und uns verbinden.
Ich denke es mir wieder: “Das ist zu einfach- da ist bestimmt ein Haken.“
Jesus kann nicht selbstlos dienen! Wo nur wäre ich damit geblieben? Selbstloses Dienen macht doch keinen Sinn. Wo bleibt der Gewinn?
Ich möchte doch gar nicht sehen, deinen Gott auf dem Thron.
Auf sich selbst verlassen ist die beste Option.
Ich sehe euch nun etwas suchen.
Dieses Buch ist verschwunden. Es war doch letztes Jahr noch da. Es ist die Weihnachtsgeschichte.
Ihr lest sie immer nach dem Essen – dieses wird bei euch nie vergessen.
Es wird gemütlich und eng auf dem großen Sofa.
Jeder hört dem Vater zu, wenn er beginnt zu lesen: „Es begab sich aber zu der Zeit.“
In diesem Buch finden sich schöne Bilder. Du hast es gekauft, als die Kinder kleiner waren.
Jetzt sind deine beiden Mädchen groß.
Weihnachten feiert ihr immer noch alle gemeinsam. Ich dagegen bin oft einsam.
Deine große Tochter Tabea fiebert immer schon dem Ende entgegen. Sie mag besonders die letzte Seite.
Da steht Maria.
Sie hält sich die Hand aufs Herz. Es scheint ganz so als ob sie selbst bei diesem Ereignis, einen kurzen Augenblick für sich braucht.
Sie kann wahrscheinlich noch gar nicht fassen, was gerade passiert ist.
Es steht in Buchstaben geschrieben: “Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.“ Lukas 2, 19
Dieser ist Tabeas Lieblings Vers.
Ich höre, wenn ich meine Augen schließe, Tabeas Stimme in meinem Ohr.
Leise höre ich sie sprechen:“ Weihnachten bewegt! Der Sinn von Weihnachten bewegt dich und mich.“
Meine Gedanken fahren Karussell. Ich halte es an.
Ich greife nach meinen Gedanken.
Hier finde ich meine Antwort auf Tabeas Stimme.
Wir haben doch denselben Traum wenn auch nicht unter dem Weihnachtsbaum.
Ich verspüre trotzdem den Wunsch nach Nähe und Zusammen sein.
Meine eiserne Fassade bricht langsam ein.
Der Wunsch Heilig Abend gemeinsam zu feiern wird groß.
Ich habe Tabea eingeladen. Gemeinsam Weihnachten feiern. Ich möchte es wagen!
Es war ein zögerliches JA, denn ihr war ganz bewusst.
Es ist ein Ja, das dieses Weihnachten für alle anders machen wird.
Ein Ja, das sicher erstmal schmerzt.
Ein Ja, das eine alte Weihnachtsroutine bricht aber gleichzeitig die Chance auf etwas Neues verspricht. Es wird ein Weihnachten, das so noch nie gefeiert wurde, aber längst an der Zeit ist.
Weihnachten ist Wunderzeit. Ich bin dazu bereit!
Wenn du es zulässt, bewegt Weihnachten.
Dich und Mich.
Gott setzt seine Engel in Bewegung.
Die Engel auf dem Feld bewegten die Hirten.
Die Hirten setzten ihre wahrscheinlich müden Füße in Bewegung und machten sich auf zum Stall.
Und die Worte die sie sprachen, bewegten Maria.
Nicht irgendwo sondern mitten im Herzen.
Ich möchte mich ebenfalls bewegen und dir begegnen.
Was bleibt von Weihnachten, wenn ich alles wegnehme?
Den Baum, die Kerzen, der Stern und die Krippe?
Es bleiben stehen du und ich.
Es geht um dich und mich.
Meine Maske bricht.
Weihnachten wird zu Mitte und schließt zwischen dir und mir die Lücke.
Wir begegnen uns auf der Brücke.
Tabea
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