„Oomi!!“
Ich stehe in der Küche, packe die Einkäufe aus, bereite schon mal das Mittagessen vor und schneide gleichzeitig – ja, ich bin eine Frau, ich kann das alles auf einmal! – einen Apfel in Stücke und schiebe mir eins in den Mund, um den Vor-Mittags-hunger zu bändigen.
Es ist Omitag und ich habe einen meiner Enkel nach dem Kindergarten abgeholt.
Dann waren wir einkaufen und jetzt sitzt er im Wohnzimmer über der Baukiste und baut die Schienen für die Legobahn zusammen.
Ich habe seinen Ruf gehört und reagiere mit vollem Mund gelassen:“Mmmmmh?“
„Oooooomi!!!“
Das Rufen wird lauter, das O zieht sich länger…. Ich schlucke schnell runter und antworte jetzt vernehmlicher:“ Jaaaa?“
Vielleicht braucht er ja nur die Gewissheit, dass ich in der Nähe bin.
„Ooooomiiiii!!!“
Ui, das klingt dringend!
Zum langgezogenen O kommt noch ein langes I und der Ton wirkt etwas verzweifelt. Ich lasse alles stehen und liegen und laufe ins Wohnzimmer.
Der kleine Kerl hat sich total verheddert. Er wollte seine Jacke ausziehen und sein T-Shirt ist im Reißverschluss hängen geblieben.
Ich helfe ihm schnell aus der Misere und schon ist seine Welt wieder in Ordnung.
„Danke Omi, wann gibt es Mittagessen?
Hast du zum Nachtisch Eis?
Heute Nachmittag will ich auf den Spielplatz gehen.
Darf ich der Ella (unserem Hund) ein Leckerchen geben, sie hat bestimmt Hunger.
Hast du Kaugummi?
Wann darf ich wieder bei dir übernachten?“
Mit vertrauensvollen Augen schaut er mich an, ich sortiere in Gedanken meine Antworten für alle seine Fragen:
“ Gleich!
Nein – wir haben Pudding, den magst du doch so gerne!
Ja!
Schön, dass du an den Hund denkst!
Ja ich habe Kaugummi.
Übernachten müssen wir planen.“
Egal ob ein Ja oder ein begründetes Nein, er nimmt, wie es kommt und vertraut mir, dass ich nur Gutes im Sinn habe und mich um alles kümmern werde.
Ich weiß, er wird nichts davon vergessen und mich zu gegebener Zeit wieder daran erinnern.
Ich denke daran, wie sich mein Gebetsleben über die Jahre verändert hat.
Anfangs war ich sehr zurückhaltend, habe mich vage ausgedrückt und sehr zweifelnd auf Gebetserhörungen gehofft.
Hat Gott überhaupt Zeit für mich?
Kann ich mich wirklich mit ALLEM an ihn wenden?
Macht ER nicht eh, was Er will?
Darf ich Wünsche haben?
Interessiert Er sich für meinen Alltag?
Ich habe gelernt, so freimütig und konkret wie mein Enkel zu sein.
So wie er mich in dieser Situation gebraucht und befragt hat, so frei fühle ich mich, mich mit allem in meinen Gebeten an Gott zu wenden.
Er ist natürlich schneller zur Stelle als ich, die Omi, und meine „göttlichen“ Qualitäten haben Grenzen, aber wie heißt es in der Bibel?
„Ich versichere euch:
Wenn ihr euch nicht ändert und den Kindern gleich werdet,
dann könnt ihr in Gottes neue Welt überhaupt nicht hineinkommen.“
Matthäus 18, 3
Ich habe über die Zeit viel gelernt über die „Kindlichkeit“, die Gott sich von uns wünscht.
Wir dürfen zu ihm kommen:
Voll Vertrauen, voller Zuversicht
Mit Glauben, dass Gott sich um ALLES kümmert
Gott kennt den richtigen Zeitpunkt
Gott ist JEDERZEIT erreichbar
Gott hört und sieht mich
Ich darf konkret bitten
Ja, ich bin mit der Zeit LEICHTGLÄUBIG geworden.
Leichtgläubig ist in unserem Sprachgebrauch eher ein negativer Begriff und beschreibt jemanden der arglos und eben leicht zu täuschen ist.
Aber gerade das beschreibt das kindliche Verhalten vertrauten Erwachsenen gegenüber.
Das Kind, das in die ausgebreiteten Arme des Vaters springt,
das Kind, das der Mutter glaubt, wenn sie sagt, es sind keine Monster unter dem Bett,
das weiß, dass die Omi in einer bestimmten Dose IMMER etwas Leckeres hat….
Es gab Zeiten, in denen ich wochenlang nicht gebetet habe oder viel zu wenig,
aber immer wieder haben mich Worte in der Bibel motiviert, es doch zu tun.
Daraus ist eine gute Gewohnheit und inzwischen ein tiefes Bedürfnis geworden.
Ich kenne jetzt den Unterschied zwischen einem schweigenden Nebeneinander und einem innigen, vertrauten, „wortreichen“ Miteinander.
Alle Bibelstellen über Gebet lassen sich in dem mir wichtigsten Satz zusammenfassen:
„Darum lasst uns freimütig hinzutreten zu dem Thron der Gnade,
auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden
und so Hilfe erfahren zur rechten Zeit.“
Hebräer 4,16
Danke für diese schönen Zeilen, ich hab Deinen Enkel so richtig vor mir gesehen wie er unbekümmert mit allem heraussprudelt. Ja wir müssen werden wie die Kinder. Danke, dass ich jetzt eine Idee habe wo damit anfangen kann. Gott segne Dich