Als ich heute Morgen ins Wohnzimmer kam, sah ich sofort, dass sie den Kopf hängen ließ. Mir war zwar schleierhaft, wieso, denn gestern Abend schien sie noch fit zu sein. Sie war auch die Einzige in der Gesellschaft, die so mitleiderregend aussah. Alle anderen Tulpen in der Vase standen aufrecht und blühten fröhlich vor sich hin.
Also nahm ich sie heraus, schnitt ein Stück vom Stängel ab und stellte sie erneut in frisches Wasser. Und das Wunder geschah: Gegen Mittag hatte sie sich vollständig aufgerichtet. Wow, beeindruckend!
Unsere Generation scheint mir wie eine Blumenvase voll durstiger Tulpen zu sein: Aus verschiedenen Anlässen verschließen wir uns der Furchtlosigkeit. Statt den Blick auf Gott und seine Macht zu richten, sehen wir in erster Linie auf unsere eingeschränkten Möglichkeiten. So dauert es gar nicht lange und wir lassen den Kopf mutlos sinken.
Der Anstoß zu dieser unseligen Verhaltensweise kann ein Gespräch mit einer Kollegin sein. Ganz normal beginnt es, bis plötzlich unterschiedliche Sichtweisen auftreten. Wir versuchen, die andere zu überzeugen, doch die Standpunkte verfestigen sich zu Bastionen. Zwar gehen wir noch freundlich auseinander, aber innerlich diskutieren wir weiter: Erst Stunden, dann Tage. Längst geht es nicht mehr um die eigentliche Frage, sondern um unser Rechthaben. Die Kontrahentin wird als Bedrohung der eigenen Überzeugung wahrgenommen. Dadurch wird die Zufuhr zur Unerschrockenheit blockiert. Innerlich vertrocknen wir, sind geknickt und lassen den Kopf mutlos hängen.
Oder uns beschäftigt ein gesundheitliches Problem. Die Idee, dass es gefährlich werden könnte, setzt sich fest. Unsere Gedanken drehen sich wie ein Karussell um diese eine Sache. Wir haben nicht mehr die Muße oder Ruhe, unsere Mutreserven aufzufüllen. Wir lassen den Kopf mutlos sinken.
Terroranschläge, Flüchtlinge in großer Zahl, Rechtsruck in der Gesellschaft: Wir werden bombardiert mit schlechten Nachrichten und lassen uns wie ein Opfer von der Schlange in den Bann ziehen. Statt den Blick zu Gott hoffnungsvoll zu heben, lassen wir den Kopf mutlos sinken.
Eins der schönsten Gebote Gottes steht in Josua 1:
»Habe ich dir nicht geboten, dass du stark und mutig sein sollst? Sei unerschrocken und sei nicht verzagt; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir überall, wo du hingehst!« (Vers 9).
Gott gebietet nicht nur Josua damals, sondern genauso auch uns heute: »Sei zuversichtlich! Sei beherzt! Du stehst zwar vor einem unüberwindlichen Problem, aber ich befinde mich direkt neben dir. Sage mir deine Befürchtungen. Bitte mich darum, dass ich die Sache in Ordnung bringe.«
Freilich mussten die führenden Israeliten seinerzeit den ersten Schritt im Vertrauen auf Gott tun und bekamen dabei nasse Füße. Doch er ließ sich nicht lumpen und schaffte den Weg durch den Fluss.
Diese Erfahrung mache ich durchgängig: Erst erstarre ich vor einer Nachricht. Oder mein Herz verkrampft sich wegen einer Kontroverse. Dann allerdings erinnere ich mich an meinen mächtigen und gütigen Gott. Sobald meine Augen ihn in den Blick genommen haben, strömen Zuversicht und Mut in mein Herz. Es lässt sich augenblicklich gelassener und froher leben. Und dann gehe ich die Schritte, die Gott mir zeigt und für mich bahnt.
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