Ein nasser Waschlappen fährt durch mein Gesicht, ich bemühe mich, die Augen zu öffnen, es ist dunkel. Mein Wecker zeigt 4 Uhr 24. Ich mache das Licht an… neben meinem Bett steht Hund Ella und hechelt mich verzweifelt an.
Ok, erst mal sammeln, dann aufstehen, den Morgenmantel anziehen, die Leine holen und zur Haustüre gehen. Ich hoffe, dass noch keiner meiner Nachbarn um diese Zeit wach ist und mich so am Straßenrand stehen sieht.
Ella hat mir zu verstehen gegeben, dass sie mal dringend raus muss. Ich warte, sie schnüffelt hier und da, dann hat sie eine Spur, sicher von Nachbars Katze. Das Bedürfnis, ein Geschäft zu erledigen ist plötzlich vergessen. Ich werde ungeduldig.
Jetzt bin ich mitten in der Nacht aufgestanden…für die Katz!
Ella möchte der Spur folgen, ich ziehe sie aber leise vor mich hin schimpfend wieder zurück ins Haus.
Tatsächlich schlafe ich nach diesem nächtlichen Ausflug zur nächsten Wiese wieder ein, bis mein Wecker klingelt.
Nachts geweckt zu werden ist mir ein Gräuel, meine Familie weiß das. Meine Kinder weckten mich nur im äußersten Notfall, Einbrecher oder drohendes Ableben, weil ich wohl nachts nicht sehr gnädig mit ihnen umgegangen bin.
Natürlich bin ich als Mutter nachts aufgestanden. Wie viele Nächte habe ich meine Kinder gestillt, beruhigt, herumgetragen, habe gesungen, gesummt, gegähnt, Fieberzäpfchen und Hustensaft verteilt und bin im Sessel eingenickt.
Das nächtliche Aufstehen wurde aber Routine. Als unser Sohn das erste Mal durchgeschlafen hat, bin ich nachts 3mal an seinem Bettchen gewesen, um zu schauen, ob er noch atmet….
Voller Bewunderung sehe ich jetzt meine Schwiegertochter und meinen Sohn ihre 6 Kinder versorgen, Tag und NACHT und frage mich, ob ich das geschafft hätte? Wahrscheinlich nicht!
Ja, MEIN SCHLAF IST MIR HEILIG.
Ich bin selber überrascht, dass ich diese Formulierung benutze.
Als junger Christ habe ich gerne Biographien über die „großen Männer und Frauen Gottes“ gelesen. Es hat mich begeistert, was Gott mit und durch einen Menschen tun kann. Bis auf die Stellen, an denen beschrieben wird:
„Und der Herr weckte sie/ihn mitten in der Nacht und rief zum Gebet.
Von 2 Uhr bis 8 Uhr lag sie/er auf den Knien und betete zu dem Herrn.“
Oh, nein. Herr, hier werde ich gnadenlos versagen. Wenn Du Das von mir erwartest…..das schaffe ich NIE!
Ganz ehrlich, inzwischen bin ich über 30 Jahre Christ, der Herr hat mich noch nie in der Nacht geweckt, damit ich stundenlang beten soll.
Dabei bete ich seeeehr gerne, auch gerne lange, ich liebe es Gottes Stimme zu hören , wenn er mich persönlich anspricht. Er überrascht mich oft, wenn ich grade mit etwas ganz anderem beschäftigt bin, mit einer Erinnerung, einem Auftrag oder einfach nur mit einem Zuspruch für mich.
Gott hat uns geschaffen und uns das Schlafbedürfnis gegeben, damit wir Kraft tanken können:
„Wer arbeitet, schläft gut…“ Prediger 5, 11
Gott ruhte am 7. Tag, nachdem er die Welt erschaffen hat. Das Prinzip Arbeit + Ruhe finden wir bei allen Lebewesen.
Da gibt es aber noch andere Bibelstellen:
Psalm 16, 7 „Ich preise den Herrn, der mir sagt, was ich tun soll; auch nachts erinnert mich mein Gewissen an seinen Rat.“
Psalm 42, 9 „Tagsüber seufze ich: »HERR, schenke mir deine Gnade!« Und nachts singe und bete ich zu Gott, in dessen Hand mein Leben liegt.“
Psalm 119, 55 „HERR, sogar in der Nacht denke ich an dich, und deine Gebote will ich gern befolgen.“
Psalm 88, 2 „HERR, mein Gott, du allein kannst mir noch helfen! Tag und Nacht schreie ich zu dir!“
Preisen, Singen, Beten, Nachdenken und Schreien…..das klingt nach aktiven Nächten.
Ja, ich hatte schlaflose Nächte seit meine Kinder groß und aus dem Haus sind: Viele Nächte, in denen ich vor Schmerzen nicht schlafen konnte, Nächte, die einfach nur heiß waren und das Bett eine Hitzehöhle, Nächte, in den Ich aufgewacht bin, weil mir kalt war, ich zur Toilette musste oder…einfach nur so. Einfach nur so?
Manchmal lag ich im Bett und habe mich geärgert, warum ich nicht schlafen konnte. Und Ärger in der Nacht verhindert definitiv Müdigkeit! Bis ich ein Geheimnis entdeckt habe:
Warum nicht die schlaflose Zeit nutzen und beten?
Also fing ich an:
- zu schreien zu Gott, wenn es mir schlecht ging,
- Ihn zu lobpreisen in guten Zeiten,
- in die Fürbitte zu gehen für meine Kinder und Enkel, für die ganze Familie,
- mal so richtig Zeit zu nehmen, einen nach dem anderen vor Gottes Thron zu bringen…
Ich weiß nicht wie lange meine nächtlichen Gebete dauern, ich verliere das Zeitgefühl…und…schlafe darüber ein, ein entspannter und erholsamer Schlaf. Und ich wache am nächsten Morgen ausgeruht auf.
Tja, und so denke ich zurück an die Zeit, als ich es mir ABSOLUT NICHT vorstellen konnte, nachts zu beten und entdecke, wie feinfühlig Gott mich dahin geführt hat, DASS ICH MICH JETZT FREUE, aufzuwachen und Zeit mit Gott verbringen zu dürfen.
Ihre Kommentareingaben werden zwecks Anti-Spam-Prüfung an den Dienst Akismet gesendet. Weitere Informationen und Hinweise zum Widerrufsrecht finden sich in der Datenschutzerklärung.
Wir nutzen die eingegebene E-Mailadresse zum Bezug von Profilbildern bei dem Dienst Gravatar. Weitere Informationen und Hinweise zum Widerrufsrecht finden sich in der Datenschutzerklärung.