Hoffentlich klappte das. Die Patientin war schwierig und penetrant in ihren Forderungen nach einer Schlaftablette. Ich befand mich allein auf der Station und der Arzt hatte unmissverständlich klar gemacht: kein weiteres Schlafmittel!

Sie aber nörgelte herum, glaubte mir nicht, was der Arzt gesagt hatte, und bezichtigte mich der Faulheit und Sturheit. Ich sah keine andere Möglichkeit mehr, ging in die Stationsküche, nahm von unserem Pfefferminztee 10 abgezählte Tropfen und verdünnte sie in einem Messbecherchen mit Wasser. Dann kehrte ich in ihr Zimmer zurück und gab sie ihr mit der Erklärung, dass das genau 10 Tropfen eines bewährten, hilfreichen Mittels seien. Erst war sie skeptisch, aber ich versicherte ihr, dass es nicht nur Wasser war.
Am nächsten Mittag, als ich wieder auf Station erschien, wurde mir mitgeteilt, dass die Patientin voll des Lobes für mich war: Ich hätte ihr endlich Mal eine Arznei gegeben, die geholfen hat. Sie habe bestens geschlafen!
Das ist nun etwa 40 Jahre her. War diese Frau psychisch gestört? Nein, ihr Verhalten war und ist typisch für die meisten Menschen: Was wir glauben, beeinflusst unser Leben.

Da kommt einem als Christ schnell die Frage: Ja, warum bin ich dann nicht fröhlicher, gelassener und hoffnungsvoller? Ich glaube doch an die Frohe Botschaft von Jesus!
Jain, habe ich festgestellt, viele von uns glauben zwar an Jesus und folgen ihm von ganzem Herzen nach – aber wir glauben nicht wirklich das, was im Neuen Testament steht. Wir sind so in unserer westlichen, christlichen Kultur verwurzelt, dass wir manchmal kaum merken, wie knapp am Evangelium vorbei wir glauben.
Eine Testfrage dazu:
Ist uns klar, dass wir »gesetzlos« sind? Dass wir keinem Gesetz unterstehen? Dass Gott uns einmal am Ende der Zeit nicht fragen wird, ob wir moralisch gut gelebt haben? Sein einziges Thema wird die Liebe sein, ob wir sie geübt haben. Ob wir ihn geliebt haben, indem wir den Menschen Gutes getan haben.
Jesus sagte von sich, dass er das Gesetz erfüllt hat. Paulus sah sich als jemanden, der nicht mehr unter dem Gesetz steht.
Jesus setzte ein neues Gebot ein: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.
Welch eine Freiheit! Ich muss nicht verkrampft schauen, ob ich etwas nicht darf oder gerade doch tun sollte. Meine Triebfeder ist nicht ein schlechtes Gewissen. Alleiniger Maßstab ist die Liebe: Dient das dem kleinen Tim? Was hilft Jana? Macht das Gott Freude? Und genau das gibt meinem Leben einen tiefen Sinn und Reichtum.
Aber wo ich die Liebe schuldig geblieben bin, springt Jesu Erbarmen für mich ein und vergibt mir das. Darum ist es erledigt und braucht mich nie mehr zu beschäftigen. Und ein Fegefeuer wird es für mich nicht geben!
Glaube ich das wirklich? Nehme ich von dieser Freiheit jeden Morgen neu einige Tropfen und setze mich ihrer Wirkung aus? Das ist wahre Medizin im doppelten Sinn des Wortes!
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