Wir hatten recht viel Spaß und unterhielten uns gut: Lisa, die etwa Achtjährige, und ich saßen in meinem kleinen roten Fiat und fuhren zum Pfadfinder-Wochenende. Plötzlich stellte sie erstaunt fest: »Eleonore, deine grauen Haare lassen dich wie eine Oma aussehen!« Ich musste lachen und erwiderte: »Bin ich ja auch – sechs mal sogar!«
Ehrlich: Ich bin gerne Oma! Ich sehe es als ein außerordentliches Geschenk an, dass ich Enkel haben darf. Und als ich heute Morgen in aller Ruhe meinen Espresso trank, da fiel mir auf, dass Gott manchmal wie eine Oma ist.
Klar, Gott ist unser Vater. Aber er hat durchaus Seiten, die oma-mäßig sind:
1) Als Oma mag ich die ›Einzelbehandlung‹ unserer Enkelkinder. Jeden für sich zu erleben. Und ich nehme mir die Zeit, mich mit dem Fünfjährigen mitten zwischen die Legosteine zu setzen und mit ihm zusammen ein Piratenschiff zu bauen. Mich mit ihm währenddessen zu unterhalten: über Träume und Fragen, über Ernstes und Quatschiges.
Oder ich schaue dem Zweijährigen einfach nur bewundernd zu, wie er den Sandkasten in eine Großküche verwandelt und mir einen Luftkaffee serviert.
2) Manchmal sehe ich weiter, werfe einen Blick in die Zukunft: Welch eine enorme Schulung durchläuft die Siebenjährige! Sie muss immer wieder Rücksicht auf ihren kranken Bruder nehmen oder auf die Mama wegen ihm verzichten … Bei allen Versuchen, das Schwere abzufedern, bleibt doch für sie genug Last übrig. Aber ohne Druck entsteht kein Edelstein … Was für eine innere Schönheit wächst da heran!
3) Früher war Geduld für mich ein echtes Problem. Da musste ich erst die Erfahrung machen, dass es außer Blessuren nichts bringt, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen. Auch beim Thema ›Gnade‹ habe ich zunächst Nachhilfeunterricht gebraucht. Als Oma finde ich es nun nicht mehr schwierig, so gütig wie möglich zu reagieren.
Gott ist oma-mäßig: Er sieht uns, als wären wir der einzige Schatz auf Erden. Er liebt es, Zeit mit uns zu verbringen, sich mit uns über unsere (und seine) Pläne auszutauschen und uns einfach liebevoll zuzuschauen.
Er weiß, wie viel Druck gesund und nötig ist. Trotzdem leidet er mit uns. Auf jeden Fall beabsichtigt er unser umfassendes Heil!
Und er ist geduldig, gütig und gnädig.
Ist Gott oma-mäßig? Ich glaube, es ist eher andersherum: Als seine Tochter werde ich ihm immer ähnlicher! Es entwickelt sich eine Art Familienähnlichkeit: Je mehr Zeit ich mit ihm verbringe, um so mehr färbt sein Wesen auf mich ab. Und wenn ich dann im Oma-Alter bin, habe ich zwar graue Haare, aber ebenso eine gute Portion seiner Gene, die des Vaters im Himmel.
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