Offensichtlich war es Gott ein Anliegen,
dass ich Vergebung übe.
Mein Verhältnis zu meiner Mutter war zum damaligen Zeitpunkt bewusst distanziert.
Ich hatte Jahre zuvor ein eher ungesundes Verhältnis zu ihr. Unsere Rollenverteilung stimmte nicht, dadurch verletzten wir uns verbal gegenseitig.
Ich hatte oft mit ihrem Neid und ihrer Eifersucht zu kämpfen, wo ich eigentlich eher ihr Verständnis und ihre Unterstützung gebraucht hätte.
Das war in einer sehr harten Zeit für mich, in der sie mir als Mutter gefehlt hat – sie wollte scheinbar lieber die Funktion einer Freundin bei mir haben.
Ich kam irgendwann an einem Punkt an, wo ich den Kontakt zu ihr radikal reduzierte – ich musste das tun. Ein Selbstschutzmodus, den ich bis dahin kaum kannte, wurde aktiviert.
Dazu sei gesagt, dass sie psychisch krank ist – ich kenne sie eigentlich nicht anders.
Ich blockte vieles von ihr ab. Anrufe, Umarmungen… ich war zu verletzt und zu sehr auf der Hut.
Nachdem ich eine Weile den Kontakt so reduziert hatte, merkte ich, das ich mich besser fühlte. Ich besuchte regelmäßig Gottesdienste, denn inzwischen war ich dank meinem Mann Christin geworden, was aus meiner Familie und meinen Freunden fast keiner verstand.
Und eine Weile war in jedem Gottesdienst das Thema „Vergebung“ als Predigt.
Anfangs dachte ich mir nichts weiter dabei…aber es hörte nicht auf und ich war als junge Christin ziemlich hungrig nach Gottes Wort, so dass ich viel geistiges brauchte – quasi wie ein trockener Schwamm, sog ich alles in mir auf.
Thema also, Vergebung. Ständig. Es kam mir fast vor, als würde es mich verfolgen.
Irgendwann fragte ich Gott, ob er mir damit irgendetwas sagen wollte…
und er schickte mir mein Verhältnis zu meiner Mutter in mein Gedächtnis.
Ich war entsetzt!
Und auch herausgefordert… und bot ihm einen „Deal“ an.
Ich wollte ihr vergeben, aber ER musste die Voraussetzungen dafür schaffen.
Er sollte dafür sorgen, dass sie sich bei mir meldet und mich um Vergebung bittet.
Das war mein Gebet.
Ziemlich herausfordernd für mich, wie sich später herausstellen sollte. Ich hatte niemandem davon etwas erzählt.
Und eigentlich glaubte ich auch nicht, dass das passieren würde. Denn meine Mutter konnte auch ziemlich stur sein. Außerdem hatte sie keine Ahnung, vom meinem Gebet…
Aber Gott!
Das, was ich nicht geglaubt hatte, geschah dann zwei Wochen später – meine Mutter rief mich an.
Und bat mich direkt um Vergebung!
Ich wußte, dass Gott das so gelenkt hatte. Alle anderen Ideen dazu waren völlig unlogisch.
Und ich war erstmal echt überfordert…!
DAS war alles außer typisch für sie! Ich brauchte Zeit dafür. Die gab sie mir auch.
Ein halbes Jahr später sprach ich ihr Vergebung aus und bat sie auch selbst darum.
Heute kann ich wieder halbwegs normal mit ihr reden. Wir können uns auch wieder umarmen.
Gott hat unser Verhältnis wesentlich verbessert.
Das war eines meiner einschneidensten Erlebnisse mit Gott.
rausausderaffenfalle meint
Ein tolles Zeugnis <3 Vielen Dank!
Eva meint
Das ist sehr interessant für mich zu lesen… Mir geht es ähnlich mit meiner Mutter… Ich bin in dem Vergebungsprozess noch mittendrin. Mein Problem ist, dass meine Mutter immer wieder eifersüchtig ist und mich versucht zu manipulieren, mich immer wieder verletzt und im Stich lässt. Immer wieder versucht sie die Rollen zu tauschen und sie verhält sich so, als ob ich die Mutter wäre und sie die Tochter. Ich buchstabiere es durch, immer wieder zu vergeben… Immer wieder. Wie lange hält man das durch? Bei meinem Vater ist es auch so, dass ich immer wieder vergeben muss, weil er mich abweist und eigentlich gar keine Vaterrolle übernimmt. Ich habe das Gefühl, dass Gott noch einiges in mir heilen muss. Und ich sehne mich danach, eine Schutzmauer um mein Herz zu bekommen, ohne hart und abweisend zu sein… Wie bekommt man die?
Birgit Erlach meint
Ich habe Gott erst mein ‚Mäuerchen‘ abbauen lassen müssen. Sonst wäre Vergebung unmöglich gewesen. Aber Deine Situation kenne ich zum Teil sehr gut…da ist Geduld gefragt. Vielleicht auch Seelsorgerliche Begleitung? Um nicht hart zu werden..
LG und viel Erfolg