Neun Monate nach der Geburt unserer Tochter hielt ich erneut einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Bei unserem ersten Termin in dieser Schwangerschaft sagte meine Frauenärztin einen Satz über meinen Mann und mich, den ich seitdem nicht vergessen habe: „Das ist ja eine fruchtbare Verbindung!“
Wir waren glücklich und irgendwie stolz auf diese Aussage. Und wir dachten, wenn wir nicht „aufpassten“ würden wir uns vor Nachwuchs gar nicht retten können… Deshalb warteten wir nach der zweiten Entbindung ein paar Monate länger bevor wir es mit einem dritten Kind versuchten.
Das war vor drei Jahren.
Seitdem warten wir, und Monat für Monat zerschlägt sich meine Hoffnung.
Der Satz von damals klingt mir noch immer im Ohr; er hat für mich inzwischen aber einen anderen Ton.
Ich frage mich: Ist das zwischen meinem Mann und mir keine „fruchtbare“ Verbindung mehr? Und was bedeutet das überhaupt – fruchtbar sein?
Das erste Gebot Gottes an die Menschheit beinhaltet genau dieses Wort:
„Seid fruchtbar und mehret euch.“
Das ist etwas Gutes, Verheißungsvolles! Wir sind dazu geschaffen, Frucht zu bringen, uns zu vergrößern, unser Gebiet zu erweitern, Leben weiterzugeben.
Ein wunderbares Geschenk.
In den letzten drei Jahren habe ich gelernt, dass nicht wenige Frauen, nicht wenige Paare an dieser göttlichen Aufforderung verzweifeln.
Was ist denn mit all denen, die sich nicht „mehren“ können? Bei denen es Monat für Monat nicht „klappt“? Die ihre Kinder verlieren, noch bevor sie überhaupt geboren werden? Die mit der Diagnose „unfruchtbar“ leben müssen?
Bin ich unfruchtbar? Lebe ich in einer unfruchtbaren Beziehung?
Diese Frage habe ich mir gestellt.
Und ich habe verschiedene Antworten darauf gefunden.
Antworten, die keinen Anspruch darauf erheben, vollständig oder allgemeingültig zu sein. Es sind meine Gedanken und Worte Gottes, die mich angesprochen haben – nicht mehr und nicht weniger.
Fruchtbarkeit.
In der Bibel lesen wir an vielen Stellen von Frauen, die zunächst nicht schwanger werden können und dann doch, durch Gottes Eingreifen, ein Kind (oder sogar mehrere Kinder) zur Welt bringen. Ich denke an Sara, an meine Namenspatin Rebekka, an Rahel, Hanna und Elisabeth.
Sie alle haben ein Wunder erlebt: Gott wandelte ihre Unfruchtbarkeit in Fruchtbarkeit.
Diese Geschichten sind Trost und Herausforderung zugleich!
Es geht in der Bibel (und damit auch in unserem alltäglichen Leben) aber noch um so viel mehr als diese biologische Form von Fruchtbarkeit.
Jesus spricht immer wieder davon, dass wir dazu berufen sind, Frucht zu bringen – und dass wir nur dann Frucht bringen können, wenn wir in ihm bleiben und er in uns! Und die Frucht, die wir in der Beziehung zu ihm bringen, ist eine unvergängliche, die über diese Erde hinaus Bestand hat (Johannes 15,1-16).
Das ist eine ganz andere Dimension von Fruchtbarkeit!
Mein Körper ist vergänglich. Er ist nicht perfekt. Er scheint aktuell nicht (mehr) dazu in der Lage zu sein, eine „Leibesfrucht“ hervorzubringen. Darunter leide ich.
Aber für die Ewigkeit hat diese Tatsache keine Relevanz. Mein Körper wird sterben, er wird zu Erde verfallen. Egal, ob er zwei Kinder zur Welt gebracht hat, oder drei oder vier oder gar keins.
Trotzdem ist mein Körper nicht „unnütz“. Ich kann mit meinem Körper, den Gott mir geschenkt hat, der ein Tempel des Heiligen Geistes ist, gute Früchte bringen, die nicht vergehen.
Indem ich bereit bin, meine Kräfte, meine Fähigkeiten, meine Zeit und Ressourcen so einzusetzen, wie Gott es sich gedacht hat und wie es ihn ehrt.
Ich kann für die da sein, die mich brauchen, kann ihnen mein Ohr leihen und meine Schulter; ich kann zupacken und eine extra Meile gehen und einen Topf frisch gekochtes Essen vor die Tür stellen.
All das sind gute Früchte,
die im Leben eines anderen Menschen etwas bewirken, die einen Unterschied machen!
Ich kann Frucht bringen in den Beziehungen, in die ich gestellt bin.
Das ist eine große und schöne Aufgabe, unabhängig davon, ob eine Beziehung zu eigenen Kindern dazu gehört oder nicht.
Wir alle sind in vielfältige Beziehungen gestellt und damit reich beschenkt.
Jeden Tag danke ich Gott für die zwei Kinder, die ich habe.
Ich glaube, dass die Zeit des unerfüllten dritten Kinderwunsches ganz entscheidend dazu beiträgt, dass ich für meine Kinder dankbar bin und die Zeit mit ihnen mehr genießen kann. Ich nehme sie nicht mehr als selbstverständlich hin.
Im Galaterbrief beschreibt Paulus die
„Frucht des Geistes“: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Glaube, Sanftmut, Selbstbeherrschung.
Diese Frucht möchte ich wachsen lassen – im Zusammenleben mit meinen Kindern und meinem Mann, mit meinen Eltern und Geschwistern, mit meinen Freunden und Bekannten und Nachbarn. Mit den Menschen, die mich aufbauen und bereichern, und auch mit denen, die mich herausfordern.
Es ist diese Frucht, die ich nur dann bringen kann, wenn ich in Jesus bleibe und er in mir. Die dann wächst und gedeiht, wenn ich der Beziehung zu Jesus höchste Priorität einräume.
Auch wenn sich der Wunsch nach einem weiteren Kind (noch) nicht erfüllt hat, so weiß ich mich doch reich beschenkt. Ich bin gerne Mutter, aber ich bin noch so vieles andere!
Gott hat mir Gaben gegeben, mit denen ich „wuchern“ darf und mit denen ich Frucht bringen kann.
Ich stehe in Beziehung zu vielen verschiedenen Menschen in unterschiedlichen Lebensbereichen und -phasen: Da sind unsere Nachbarn und die anderen Eltern aus Kindergarten und Schule. Da sind die Jugendlichen im Hauskreis, den mein Mann und ich leiten. Da sind meine Eltern und Geschwister und die Familie meines Mannes. Da sind langjährige Freunde in nah und fern…
Auch beruflich darf ich wachsen: Ich habe mich vor einem Jahr mit meinem Online-Shop LoveLetter selbstständig gemacht und bin sehr glücklich, die Möglichkeit zu haben, meine Kreativität ausleben und anderen damit eine Freude machen zu können!
(Eine Möglichkeit, die ich zu diesem Zeitpunkt nur wahrnehmen kann, weil meine Kinder inzwischen groß genug sind und ich mich nicht um einen Säugling zu kümmern habe…)
Immer wieder erlebe ich, dass meine Bilder und Briefe, die ich gestalte, und auch die Texte, die ich auf meinem Blog veröffentliche, auf fruchtbaren Boden fallen und etwas bewirken. Das ist ein großes Geschenk!
Und eine fruchtbare Verbindung – die können mein Mann und ich nach wie vor miteinander haben. Unabhängig von der Anzahl unserer Kinder.
Auch dann, wenn unser dritter Kinderwunsch unerfüllt bleibt.
Wir dürfen wachsen in der Liebe und im Verständnis zueinander, im gegenseitigen Respekt und indem wir einander unterstützen, wo wir können.
Wir sind fruchtbar, indem wir gemeinsam an Jesus bleiben und uns von ihm formen lassen.
Wir sind fruchtbar, wo wir als Familie und als Eltern wachsen, aus unseren Fehlern lernen, uns entschuldigen, miteinander lachen, schöne Erinnerungen und Rituale schaffen.
Wir sind fruchtbar, wo wir unser Zuhause für andere öffnen und für die da sind, die uns brauchen; wo wir Freundschaften pflegen und auch im Kleinen treu sind.
Wir sind fruchtbar, wo wir unsere Gaben für Gottes Reich einsetzen, in der Gemeinde und darüber hinaus.
Eine „fruchtbare Verbindung“ besteht nur da, wo Jesus mit im Bunde ist.
Dies gilt für Singles ebenso wie für Paare und für Familien!
Die Beziehung zu Jesus ist die Basis und der entscheidende Faktor dafür, ob ein Leben fruchtbar ist oder nicht.
Ich lasse mich nicht länger davon bestimmen, was ich nicht habe.
Ich streife die Diagnose „unfruchtbar“ von mir ab wie eine alte Haut.
Stattdessen will ich mich von Gottes Wahrheit bestimmen lassen,
will mich nach Ihm ausstrecken und nach den Früchten, die Er in meinem Leben schaffen möchte.
Lissy meint
Liebe Rebekka! Wirklich ein guter und wichtiger Beitrag.
Fruchtbar werden für GOTT, indem wir lernen, so zu leben, wie JESUS es uns vorgelebt hat,
so zu dienen, wie Er gedient hat, so lieben zu lernen, wie ER geliebt hat.
Dazu dienen auch all unsre unerfüllten Wünsche, Vorstellungen und Hoffnungen und jede Situation, die uns nicht paßt. – „Ist nicht jeder Schlag, ein Schritt näher an Sein Herz?“.
GOTTES Segen – Lissy
erfuellt meint
Sehr schön geschrieben, danke dafür ❤️
Rebecca meint
Dein Text ist so schön und aufbauend. Wenn man so lange versucht schwanger zu werden und es einfach nicht klappen will, kommt man irgendwann einfach an den Punkt, an dem man seinen Selbstwert verliert. Vor allem als Frau. Aber natürlich hast du vollkommen Recht damit, dass man auch auf anderen Wegen fruchtbar in dieser Welt wirken kann und so vielen Lebewesen Freude schenken kann. Diese Gedanken haben mir gerade sehr viel Kraft gegeben. Ich gehe nächste Woche wieder in die Kinderwunschklinik meine Ergebnisse abholen. Ich bin sehr nervös. Aber deine Worte geben mir Kraft, dass es weitergehen wird ,egal was die Ergebnisse sagen. Ich danke Dir!
Rebecca