Ein ganz gewöhnlicher Morgen. Die wohltuende Ruhe der Nacht weicht fröhlichem Geplapper und dem üblichen Rumgezicke. Ich machs mir mit unserm Jüngsten noch mal gemütlich im Bett und geb ihm sein morgendliches warmes Milchfläschchen. Die Mädchen krabbeln auch noch mal ins Bett und streiten sich um die Plätze und die Decke. Dabei ist meines Erachtens weder aus der linken noch aus der rechten Position ein Vorteil zu ziehen. Und die Decke hat eine angenehme Komfortgröße, kein Grund zum streiten. Aber das ist ja auch nur meine Sicht der Dinge…
Das Anziehen läuft heute Morgen recht selbständig, aber plötzlich gibt es lautes Geschreie um die Strümpfe. Dieses eine Paar Strümpfe unter den tausend andern pinken Strümpfen. Völlig überzogen! Aber das ist auch nur meine Sicht der Dinge… Eine Welle der Entmutigung überrollt mich. Das fängt ja gut an.
An manchen Morgenden sind sich die Mädchen sehr einig und kommunizieren das auch „Sind wir Freunde?“ „Ja!“ Dann ziehen sie glücklich von dannen, tauschen Lieblingsstücke aus und helfen sich gegenseitig anziehen. Beobachte ich solch friedvolle Szenarien, ziert ein mildes Lächeln mein Gesicht und ich verköstige mein Gemüt mit Selbstlob: „Da hast du schon was richtig gemacht in der Erziehung.“ Jaja…
und an den anderen Tagen… Nungut.
Bis wirs endlich alle an den Frühstückstisch geschafft hatten, gab es noch so manche Hürde zu nehmen. Meist einhergehend mit Geschrei oder nervenraubendem Gejammer. Wir sitzen. Kaffee ist auch schon gemacht. Wir singen ein fröhliches Tischgebet. Doch während dem Gebet erklingt erneut leises Gewimmer „Will auch neben Mama sitzen.“ Oh man, ich halts nicht mehr aus! Ich brauch jetzt was zu Essen und Kaffee. Versuche den aufsteigenden Wahnsinn zu bremsen und rede beruhigend auf mein Kind ein „Mein Schatz heute Mittag darfst du dann neben der Mama sitzen. So! Was möchtest du aufs Brot?“ Es ist erst 7:30 Uhr und meine Ohren rauschen schon bedenklich.
Mein Mann, wirkt dagegen recht entspannt und schafft es sogar die quengelige Dame mit einem kleinen Pinguin-Rollenspielchen aus dem Nörgelmodus zu locken. Danke! Er ist so viel geduldiger als ich. Warum hab ich bloß das Gefühl, dass ich immer schneller an die Decke gehe? Doch da entdecke ich sein Geheimnis. Es ist klein, anschmiegsam und effektiv. Zwei Oropax halbieren den Geräuschpegel mindestens um die Hälfte und man läuft doch nicht in Gefahr irgendetwas zu verpassen. Ich werde heute den ganzen dm leerräumen und Oropax an jeder Stelle im Haus verteilen. Gute Ansätze müssen verfolgt werden.
Nach dem Frühstück endlich Zeit um mich anzuziehen. Ich freu mich, die neue Hose ist gewaschen und trocken und hat heute Premiere. Eine leichte Jeans im Boyfriend-look. Fühle mich wohl. Dazu noch ein kuschliger Kapuzenpulli. Heute mal bequem und nix kneift oder muss zurechtgezogen werden. Herrlich. Neue Kleider werden immer sofort von meinen Mädchen (3,5 Jahre!) entdeckt und inspiziert. Meistens ernte ich Bewunderung: „O Mama schöne Kleider. Wenn ich groß bin kann ich die auch anziehn?“ Aber heute bekam ich einen echten Dämpfer verpasst: „Mama hast du manchmal keine schönen Hosen?“ „Äh… what?“ „Ich mags nicht die Hose. Die ist so weit.“ O man, ich fass es nicht. Welch elegant eingeführte Kritik. Ich lach mich schlapp. Meinen Pulli mochte sie leider auch nicht.
Wahrscheinlich war es ihr nicht schick genug. „Man muss sich nicht immer schick anziehen“, erklärte ich einmal, als sie partout nicht die verwaschene Hose für den Garten anziehen wollte. “ Die alte Oma ist immer schick! Die hat immer Rock und Strumpfhose an.“ Ja… die alte Oma ist 87 und geht auch nicht mehr im Garten spielen. Aber das ist ja auch nur meine Sicht der Dinge…
So nun auf, weiter in den herrlichen Alltagswahnsinn mit seinen erhellenden Sonnenstunden und abkühlenden Gewitterzeiten.
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