In meinem Zimmer steht ein Korb, in dem sich alles tummelt, was das Enkelherz begehrt: Stifte, Malbuch, Spielzeugautos, Wolle, bunte Häkelnadeln, Knete, Glitzerpulver….und –
das Kletteräffchenspiel.
Dieses Spiel liebten schon unsere Kinder. Es hat viele Spielenachmittage unbeschadet überlebt und bei jedem Enkelbesuch wird es wieder hervorgeholt. Ob klein oder groß, alle wollen es spielen.
Die Regeln sind sehr einfach: Jeder Spieler bekommt eine Leiter und einen Affen. Es wird gewürfelt. Wer eine grüne Augenzahl hat, darf auf der Leiter entsprechend der Punkte hochklettern, sind sie aber rot, muss er wieder absteigen. So kommt es vor, dass ein Kind mit Glück, nämlich vielen grünen Augen, schnell in schwindelnde Höhen aufsteigt. Der Sieg scheint schon gewiss, dann kommt aber eine Pechsträhne und es geht wieder abwärts. Andere scheinen auf der Stelle zu treten, mal geht es drei Sprossen hoch, dann wieder zwei runter. Manchmal bleibt man auch unten hängen, würfelt sich dann aber schnell mit ein paar grünen Höchstpunkten nach oben. Die Affen,äh, Kinder werden immer ganz schnell beim Klettern. Da muss ich als Omi aufpassen, dass nicht zwei Sprossen auf einmal genommen werden – sprich geschummelt wird. Wer als erster ober ankommt, hat gewonnen.
Es ist erstaunlich, wie temperamentvoll und ehrgeizig dieses simple Spielprinzip von den Kindern angegangen wird. Den Sieg bestimmt natürlich das Glück….
das Glück des Zufalls, das Glück des Tüchtigen?
Dem Siegerkind ist die Antwort egal, es fühlt sich glücklich UND tüchtig.
Ein Pädagoge lächelt sicher weise und hält das Spiel für eine gute Vorbereitung auf das Leben.
Wir kennen alle die Erfolgsleiter, die Karriereleiter, das Streben nach Sieg, Anerkennung, immer weiter, höher, mehr….mein Job, mein Haus, mein Urlaub in der Karibik.
Aber sind wir mal ehrlich, die meisten von uns kennen das Auf und Ab, den Stillstand, die kleinen Schritte.
Aber die Gesellschaft, die Werbung, die Medien suggerieren uns doch, nur wer die Leiter erklimmt, ist etwas wert. Absteigen ist uncool. Trotzdem passiert es
- Wir erkranken und können nicht mehr arbeiten
- Unsere Firma geht pleite
- Die Kinder machen uns Kummer
- Im Alter stellt sich das eine oder andere Handicap ein
Die Liste lässt sich endlos erweitern. Da hat doch jeder seine persönlichen Erfahrungen gemacht, oder?
In der Bibel kommt auch eine Leiter vor.
Das alte Testament beschreibt die Menschen erfrischend ehrlich, keiner wird idealisiert.
Auch die Könige Israels waren Menschen wie du und ich mit Schwächen, Fehlern und Unzulänglichkeiten.
So einer war Jakob, ein tüchtiger, fleißiger Mann, aber auch gerissen, wenn es um seinen Vorteil ging.
Er hat auf der Karriereleiter geschummelt. Er hat seinen Bruder um sein Erstgeburtsrecht betrogen und sich beim Vater den Segen, Garant für Wohlstand und Macht, erschlichen. Jetzt ist er auf der Flucht. Und muss um sein Leben fürchten.
Da hat er einen Traum: der Himmel öffnet sich, er sieht eine Leiter, auf der Engel hinauf und hinunter gehen.
Und Gott selber steigt zu ihm hinab, stellt sich ganz nah zu ihm und verspricht ihm sichere Rückkehr in sein Land, große Nachkommenschaft und Segen.
Hier liegt Jakob vor der untersten Sprosse als Versager und trotzdem kommt Gott ihm in jeder Weise entgegen.
Der Schummler bekommt trotz seiner charakterlichen Defizite noch eine Chance, wird geliebt und wertgeschätzt.
Das ist die wahre Leiter, die wichtig ist in unserem Leben. Der offene Himmel, die Beziehung zu Gott, das trägt uns in die Ewigkeit. Alles andere, Besitz, Macht, Anerkennung von Menschen, vergeht.
Es gibt noch eine zweite Leiter in der Bibel: Das Kreuz
Jesus ist vom Himmel herabgestiegen, hat unter uns Menschen als Mensch gelebt, ist für unsere Sünden am Kreuz gestorben, auferstanden und hat uns so den „offenen Himmel“ ermöglicht.
Ich bin so oft so dankbar, dass Er mir in meiner Unzulänglichkeit beisteht, mir meine „Schummeleien“ , meine Sünden, vergibt.
Es ist November, ein Monat den viele fürchten, die Dunkelheit, den Nebel, die Feiertage, die etwas mit Tod zu tun haben. Man wird nachdenklich und fragt sich, was zählt wirklich?
Ich habe die Antwort gefunden:
Meine Beziehung zu Gott, das ist die wahre Leiter auf der ich mich bewegen möchte.
Meine beruflichen Erfolge halten sich in Grenzen. Das Wohlergehen meiner Familie war mir immer wichtiger. Aber was ich gearbeitet habe, habe ich mit ganzem Herzen und gern gemacht. Meine „Jobs“ waren von Gott für mich zugeschnitten.
Egal, ob ich Spielsachen verkauft, Kulturveranstaltungen gemanagt oder Böden geschrubbt habe, ich war immer Gott nahe und das war mein Glück! (Psalm 73, 28)
Wenn ich heute gefragt werde: Und…was machen Sie denn so beruflich? Dann sage ich:“ Ich bin nicht mehr berufstätig, sondern….
„Ich bin in meiner Berufung tätig“
Ich bin…Ehefrau, Mutter, Großmutter, Tochter, Pensionswirtin, Haus-und Gartenverwalterin, Lobpreiserin, Anbeterin, Fürbitterin, Seelsorgerin, Trösterin, Bloggerin …
Ich stehe auf der Sprosse, die Gott für mich trittsicher vorbereitet hat und schaue nicht nach unten oder nach oben, sondern be-stehe fest das Hier und Jetzt.
Und nicht die Gesellschaft bestimmt meinen Wert, sondern mein Vater im Himmel, der mir auf der Leiter entgegenkommt und mir versichert, so wie er mit Jakob gesprochen hat.
„Du wirst sehen: Ich stehe dir bei! Ich behüte dich, wo du auch hingehst, und bringe dich heil wieder in dieses Land zurück. Niemals lasse ich dich im Stich; ich stehe zu meinem Versprechen, das ich dir gegeben habe.“ 1. Mose 28,15
Wo ich mich grade auf der Lebensleiter befinde?
Keine Ahnung, aber der Platz fühlt sich GUT an!
luisaseider@yahoo.de meint
Sehr schön geschrieben und die dritte (so dringend nötige) Ermutigung für mich an diesem Tag!