Vielleicht spreche ich mit meinem Beitrag der einen oder anderen mamaabba-Mama direkt aus der Seele…
Antschana’s Wochenplan: Ich verfolge ihn Woche für Woche mit großem Interesse, er verfolgt mich und gerne würde ich das eine oder andere Mal mit am Mittagstisch sitzen. Warum ich das nicht einfach selber koche? Nun ja, das liegt weniger an meinen Kochkünsten, als vielmehr an meinen kleinen „Mit-Essern“.
Zum Beispiel neulich: Es gab Nudeln mit Lachs-Sahne-Soße. Schon kurz nachdem wir zu essen begannen, ließ der Zweijährige voller Unmut seine Gabel auf den Tisch fallen. Warum? Mama hatte es tatsächlich gewagt, einen Frühlingszwiebel-Ring auf seinem Teller zu übersehen. Staatsverbrechen Nr. 1! Während ich also schuldbewusst das corpus delicti entfernte, erreichte ein entsetzter Schrei meine Ohren: „Mama, da ist ein kleines Stückchen Fisch!“ Staatsverbrechen Nr. 2! Ich holte meine Lupe und entfernte das Mini-Mini-Mini-Stückchen Lachs aus der Lachs-Sahne-Soße (okay, das mit der Lupe war jetzt metaphorisch…).
Mein Sohn mag keine Frühlingszwiebel, liebt aber Fisch, meine Tochter mag weder Fisch noch Fleisch (zumindest ganz oft nicht) und schon gar nicht Frühlingszwiebeln. Und während meine Kinder weiter in ihrem Essen stocherten und es nach Ungenießbarem untersuchten, genoss ich mein Essen und meine Gedanken schweiften…. ja, genau: zu Antschana’s Wochenplan: Hirse-Bratlinge, Linsenbolognese, Couscous-Salat, Lachs-Fenchel (!!!)-Soße … Liebe Antschana, wie hältst du deine SECHS Kinder damit am Leben??? Meine ZWEI wären in einen Essens-Streik getreten und wahrscheinlich inzwischen lieber freiwillig verhungert!
Letztens durfte meine 4-Jährige das Essen für die Woche festlegen, und eigentlich kann ich mich gar nicht beschweren: Zucchini-Cremesuppe, Möhren-Cremesuppe, Tomaten-Cremesuppe und Kürbis-Cremesuppe. Meine Kinder essen sie tatsächlich gern, aber nach einer Woche CREMESUPPE wollte ICH gerne mal wieder was zum Beißen haben zwischen den Zähnen!
Die Essens-Unlust meiner Kinder hat durchaus auch ihre guten Seiten: Sie lieben Mc Donald’s. Nach einem Gummibärchen (!) -Burger allerdings und drei bis maximal fünf Pommes (ohne Ketchup, ohne Majo) verbrennen sie eine Stunde lang ihre Kalorien auf dem Mc Donald’s Spielplatz. DAS ist der eigentliche Grund, warum sie zu Mc Donald’s wollen. Ich find’s gut! Außerdem würde meine Tochter nie für ein Päckchen Gummibärchen in ein fremdes Auto steigen. DAS FINDE ICH RICHTIG GUT!!! Sie lässt sich nicht kaufen, für kein Eis und keine Schokolade der Welt. In meinem Koch-Alltag bringt mich ihr Essverhalten jedoch an meine Grenzen…
Dabei habe ich mir das in meiner kinderlosen Zeit gaaaanz anders vorgestellt: Natürlich muss mein Kind alles probieren, was auf den Tisch kommt. Erst dann kann es entscheiden, ob’s schmeckt oder nicht. Soweit die Theorie. Sie klappte auch anfangs. Als meine Tochter ein Jahr alt war, aß sie mit Vergnügen Kartoffelbrei mit Spinat und ich bildete mir was auf meine gute Erziehung ein… Würde ich heute von ihr verlangen, Spinat zu essen, so müsste ich ihr mit einer Hand den Mund aufreißen, während ich ihr mit der anderen das Essen in den Mund stopfen würde und dabei aufpassen müsste, dass ich ihr dabei vor lauter Protest-Gezappel kein Auge aussteche. Und noch bevor ich mich von dem Kampf erholt hätte, hätte ich vermutlich das ganze Essen wieder in meinem Gesicht. Der Kampf ist es mir nicht wert!
Wie ist das denn so mit unseren Vorstellungen über unsere Kinder?
In mancherlei Hinsicht übersteigen die beiden meine Vorstellungen bei weitem (z.B. ihr großes Interesse und Aufnahmevermögen in Bezug auf Zahlen und Buchstaben schon vor dem 2. Lebensjahr). Andere erfüllen sie nicht ganz so… (Warum streiten sie? Oder beschimpfen sich? Oder nehmen sich Spielzeug weg? WO HABEN SIE DAS HER???) Bezüglich meiner Vorstellungen muss ich als Mama unterscheiden: Welche Vorstellungen darf ich aufgeben? (Was spricht denn gegen Cremesuppe und Nudeln 5x die Woche?) Und wo müssen sie sich meinen Vorstellungen unterordnen? (Bruder mit Baustein auf den Kopf hauen, geht nicht!)
In diesem Zusammenhang fallen mit Predigten und Lieder aus Gottesdiensten ein, die mir manchmal das dumpfe Gefühl vermitteln, nicht zu genügen, nicht Gottes Vorstellungen zu entsprechen, und das, obwohl ich schon so lange mit Jesus unterwegs bin. Und ich frage mich: Ist das wirklich so? Und auch hier muss ich unterscheiden: Wo gibt es Bereiche, die ich tatsächlich mehr den Vorstellungen Gottes unterstellen muss und wo sind es einfach Persönlichkeitsmerkmale, die „gar nicht so schlimm“ sind. Um hier Druck rauszunehmen, kann ich nur mit David zusammen beten: „Durchforsche mich, Gott, sieh mir ins Herz, prüfe meine Wünsche und Gedanken! Und wenn ich in Gefahr bin, mich von dir zu entfernen, dann bring mich zurück auf den Weg zu dir!“ (Psalm 139,23)
P.S. Ach ja, und so nebenbei ist mein Wochenplan entstanden:
Montag Hühnersuppe: Nudeln, Fleisch, Suppe. Für jeden etwas dabei. Perfekt!
Dienstag Broccoli-Lasagne: Nudeln, Gemüse, Soße. Die einzige Art der Zubereitung des einzigen Grünzeugs, das die Kids akzeptieren.
Mittwoch Fischstäbchen, Kartoffelbrei und Spinat: Der einzige Fisch, den beide essen, auch wenn sie meistens nach zwei Stückchen satt sind. Ob der Kartoffelbrei eine Chance bekommt, hängt vom Wetter, Luftfeuchtigkeit oder persönlicher Verfassung der Kleinen ab. Spinat gehört obligatorisch dazu und hat eher eine pädagogische Absicht: Hinführung und Gewöhnung an grünes Essen!
Donnerstag: Mama’s Gaumen-Schmeichel-Tag. Da fällt mir jede Menge ein, z.B. Paprika-Risotto mit Schafskäse und Pimientos (auch als Bratpaprika bekannt) oder selbstgemachte Spätzle mit karamellisierten Birnenspalten und Montagnolo-Käse oder Rindersteak mit Speckböhnchen und Rosmarinkartöffelchen oder, oder, oder… Die Kinder? Sie fasten.
Freitag: Pfannkuchen. Mit Gemüse für mich, mit Nutella-Banane für meinen Mann, pur für den minderjährigen Rest der Familie.
Samstag: Cremesuppe nach Wahl der Kinder
Sonntag: Hackbraten mit Kartoffelgratin. Für die Kinder: Kellog’s Smacks und Gummibärchen.
Und dann könnte ich einfach wieder von vorne anfangen. Das spart Zeit und ich brauche nur eine einzige Einkaufsliste, die ich jede Woche wieder verwende….. Hmmm….
Antschana meint
ha, ha, ach Luisa, ich musste ja so lachen!! 🙂 wenn ihr wüsstet, wie’s hier zugeht… von der leckeren Fenchel-Lachs-Soße ist tatsächlich das meiste übrig geblieben, die mag leider nicht mal mein Mann. 😉 Die Kinder haben die Spaghetti blank oder mit Pesto gegessen. Und ansonsten gibt es fast immer ein oder mehr Kinder, die irgendwas am Essen nicht mögen. Aber da war mir meine Mama ein gutes Vorbild, sie hat einfach gekocht, was ihr schmeckt. Das mach ich inzwischen auch. Klar koch ich auch gern das, von dem ich weiß, dass die Kinder es mögen. Es ist schon nicht angenehm, sich jeden Tag das Gemoser übers Essen anzuhören… Aber irgendwas ist eigentlich immer… Ich erklär den Kindern, dass es meine Aufgabe ist, sie mit Essen zu versorgen. Ob sie das essen oder nicht, ist ab einem bestimmten Alter ihre Entscheidung. Kein Mittagessen bedeutet aber auch keine Süßigkeiten am Nachmittag. Und wenn jemand so garkeine Lust auf mein Essen hat, sollte er wenigstens so viel essen, dass er davon satt wird. (Pilze, Bohnen, etc. darf man auch mal liegen lassen). Von mir aus darf man sich auch ein Brot schmieren, aber diese Option wird selten genutzt. Meistens essen sie wenigstens ein bisschen…
Aber insgesamt essen unsre Kinder eigentlich ganz gut. Vielleicht auch, weil ich stur einfach immer koche ohne auf jeden Einzelnen Rücksicht zu nehmen? Einer der Größeren mochte lange überhaupt keine Kartoffeln und musste halt nur Gemüse und Fleisch essen… nach drei Jahren liebt er jetzt Kartoffeln??!! (das ist kein Scherz) Dafür will der Kleinste mit fünf Monaten jetzt schon lieber Kaiserschmarrn statt Karottenbrei! Vielleicht sind wir auch einfach speziell 😉
luisaseider meint
Na, dann bin ich ja beruhigt…
Ich koche auch nicht für jeden sein Essen, aber an manchen Tagen versichere ich mich schon, ob ich noch Nudel-Reste oder Rührei vom Frühstück über habe…
Anett meint
*lach* … ja, mir geht das manchmal auch so, wenn ich Eure Essenspläne lese. Aber meine sind schon (fast) groß – 11 und 13. Die Große kennt Schulessen und isst eigentlich fast alles – ein Glücksfall. Die Kleine mosert immer noch an fast allem rum. Allerdings probiert sie zaghaft so manches (und spuckt es wieder aus in der Hoffnung, dass ich endlich mal checke, dass Spinat ungeniessbar ist …)
In ganz harten Phasen hab ich sie ein wenig ausgetrickst, da durfte die Kleine erst mal zwei Gerichte für die Woche aussuchen (zumeist Pfannkuchen und Milchreis), dann die Große (Nudel- und Kartoffelgerichte) und dann ich (Gemüse, Gemüse, Gemüse). Sie haben Ihre Essenstage immer sehr genossen und dann auch an den anderen mitgegessen. Inzwischen koche ich wieder, was ich will.
Immer schön fröhlich weiter kochen – das wird schon.
antschana meint
Danke, Anett! Macht doch immer Mut zu hören, wie das bei anderen so ist. Also kochen wir alle schön fröhlich weiter!! 🙂