Aller Anfang ist klein. Ich mache gerade die Erfahrung, dass dieser Satz auch fuer das Danken-Lernen gilt. Angeregt durch die Initiative „Jahr der Dankbarkeit“, die sehr viele von Euch kennen, uebe ich mich gerade darin, ein dankbarer Mensch zu werden. Und merke, dass Dankbarkeit nur dann wachsen wird, wenn ich hier und jetzt anfange, die kleinen, alltaeglichen, scheinbar selbstverstaendlichen Dinge wertzuschaetzen. Bei mir hat das in den vergangenen Tagen so ausgesehen:
Ich war mit meinen Kindern beim Zahnarzt. Normalerweise kein Grund, der mich in gesteigerte Dankbarkeit versetzt. Zahnartzttermine fuehren bei uns nicht die Hitliste der Familienunternehmungen an. Loecher sind zwar keine da, aber die Zahnarzthelferin teilt uns ohne Umschweife mit, wie es um das Zaehneputzen meiner Kinder bestellt ist: „Jetzt muessen Sie halt mit den Kindern eine neue Technik lernen. Besser waere es natuerlich gewesen, Sie haetten das von vornherein richtig eingeuebt.“ Schluck. Meine erste Regung ist die, dass ich mich von der schlechten Laune meiner Kinder anstecken lasse: Sie muessen Hausaufgaben machen, zum Zahnarzt gehen, dort eine reinkriegen, Hausaufgaben zu Ende machen- so ein doofer Tag! Aber dann nehme ich einen Kurswechsel vor: Wir leben in einem reichen Land, in dem es Zahnbuersten, Zahnpasta und Suessigkeiten gibt. Wir koennen medizinische Versorgung in Anspruch nehmen- und das sogar prophylaktisch (danke, dass ich so tolle Fremdwoerter kenne und sie vielleicht sogar richtig schreibe!). Die Zahnarztpraxis hat neben dem weniger netten auch noch das nette Personal. Das Wartezimmer ist kindgerecht gestaltet. Und bevor wir die Praxis verlassen, darf jedes Kind noch etwas aus der Ueberraschungskiste mitnehmen. Wow, so viele Gruende, um dankbar zu sein (vielleicht gehen wir in Zukunft einfach mal so zum Zahnarzt, wenn wir nix anderes vorhaben…?? J).
Am naechsten Tag ist mal wieder der woechentliche Hausputz angesagt. Ich habe am Vormittag einen Termin und muss deswegen am Nachmittag sozusagen um die Familie drumrum putzen. Zu meinen Hobbies gehoert das nicht. Zumal meine Anstrengungen meistens nicht lange vorhalten, weil nicht alle meine Mitbewohner das Konzept „Ordnung und Sauberkeit“ auf die gleiche Wichtigkeitsstufe stellen wie ich. Als ich fertig bin, bin ich aber trotzdem zufrieden mit dem Ergebnis und sage laut, was mir durch den Kopf geht: „Nur wer ein Bad hat, kann auch eines putzen!“ Meine Kinder schauen mich verstaendnislos an. Und ich bin dankbar.
Heute, Samstag, erledige ich den woechentlichen Grosseinkauf. Diesmal habe ich mir heimlich vorgenommen, neben dem Billig-Supermarkt und dem Nicht-Ganz-So-Billig-Supermarkt noch einen Abstecher in die Extrem-Ueberteuert-Boutique zu machen. Vielleicht gibt es ja ein, zwei schicke Teile, die reduziert sind. Es gibt sie. Sie gefallen mir. Sie passen mir. Ich will sie haben. An der Kasse dann die Ernuechterung: Das Lesegeraet fuer die ec-Karten funktioniert heute nicht. Ich habe auch nicht genuegend Bargeld dabei. Der naechste Bankautomat ist zu weit weg. Und zurueckgelegt koennen die Sachen auch nicht werden, weil gerade umgebaut wird (kein Scherz). Ja, so ein Sch….schoener Tag!!! Denn: Ich habe auch ohne die Sachen aus der Schicki-Boutique Kleider zum Anziehen. Genuegende. Und welche fuer jede Wetterlage. Ich habe den absoluten Luxus, dass ich mir Dinge kaufen kann, einfach nur, weil sie mir gefallen. Okay, kaufen kann ich sie im Moment nicht. Aber ich koennte sie mir leisten. Wie viele Menschen auf der Erde gibt es, die froh sind, wenn sie ueberhaupt eine warme Jacke oder ein paar Schuhe besitzen???
Vielleicht findet Ihr meine Beispiele ein bisschen komisch und oberflaechlich. Aber mir zeigen sie, dass es ein fast unendlich grosses Potenzial fuer Dankbarkeit in meinem Leben gibt. Viele, viele Dinge uebersehe ich. Ich habe mich so an sie gewoehnt, dass ich nicht daran denke, „Danke“ dafuer zu sagen. Aber ich freue mich, dass es Spass macht, nach den guten Dingen und dem Segen Ausschau zu halten, der mich umgibt.
Noch ein letzter Gedanke, der mir beim Schreiben in den Sinn kommt: Wenn ich achtlos mit den vielen kleinen Geschenken des Lebens umgehe, dann werde ich die grossen Geschenke (meinen Mann, meine Kinder, unser Zuhause, den Urlaub, Gott, ueberhaupt mein Leben…) womoeglich auch nicht zu schaetzen wissen. Weil ich dann vielleicht gar nicht richtig gelernt habe wie das geht mit dem Dank. Da ist sie wieder, die Sache mit dem kleinen Anfang….
Ich sage jetzt Danke fuers Lesen und gruesse Euch ganz herzlich! Eure Barbara
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