Gestern war Nikolaustag und mein Sohn Samuel (4 Jahre) hat auf diesen Tag hingefiebert.
Vor zwei Wochen haben wir ein Weihnachtspäckchen für unsere Freunde gepackt und für deren kleinen Sohn ein Auto gekauft. Ich wusste, dass dieser Einkauf für Samu (der Autos über alles liebt!) nicht einfach wird. Aber ich war ganz erstaunt: er half tapfer mit ein schönes Auto für seinen Freund auszusuchen. Kurz vor der Kasse überkam ihn dann aber der ganze Jammer darüber, dass er nun leer ausgehen würde. Bevor das Weinen in einen Wutanfall übergehen konnte flüsterte ich ihm ins Ohr: „Ich glaube der Nikolaus hat auch was tolles für dich! Der vergisst dich nicht!“ „Ein Auto? “, fragte er hoffnungsvoll zurück. Ich zuckte nur mit den Schultern, lächelte vielsagend und sagte: „warte einfach ab“. Wahrscheinlich war das keine erzieherische Meisterleistung, aber ein Wutanfall weniger ist ein Wutanfall weniger, oder?
Natürlich war seit diesem Einkauf seine ständige, unablässige Frage: „Und Mama, wann kommt endlich der Nikolaus?“ Am liebsten hätte ich den Tag schon vorverlegt. Nicht nur weil ich von der ganzen Fragerei genug hatte. Auch deshalb, weil ich mich auf den Moment gefreut habe, in dem er das kleine Auto auspackt und der ganze kleine Mensch vor Glück strahlt und er sich dann voller Freude in ein neues Spiel vertieft. Nein, ich will nicht in den Konsumwahn verfallen, aber ehrlich: ab und zu liebe ich es einfach mein Kind zu beschenken.
Gestern war es dann endlich soweit.
Die Tür wurde voller Erwartung aufgerissen und davor war alles, was sich sein kleines Kinderherz ersehnt hatte.
Und ich stand daneben und habe mich einfach von Herzen mitgefreut.
Viele Nikolaustage habe ich für meine Nichte und meinen Neffen eingekauft, in meinem Herz immer ein kleiner Schmerz darüber, keine eigene Familie zu haben. Ich habe treu um Partner für meine Freundinnen gebetet und ihre Hochzeiten mitgefeiert. Als fast alle von ihnen verheiratet waren und Kinder hatten fühlte ich mich so ähnlich wie Samu, kurz vor der Kasse. Mir kam der erschreckende Gedanke, dass ich leer ausgehen würde. Auch wenn ich immer mal wieder Gottes Lächeln auffing, das mir sagte: „Mein Kind, ich vergesse dich nicht.“
39 Jahre lang war ich Single. Es waren keine schlechten Jahren. Wirklich nicht. Aber immer mal wieder kam die Sehnsucht mit Wucht an die Oberfläche und ich habe an einsamen Abenden Jesus weinend gefragt, ob ich den Wunsch zu heiraten und Kinder zu bekommen ganz aufgeben soll. Irgendwann habe ich meiner Schwester gesagt, sie könne jetzt die Kinderklamotten verschenken, die sie für mich aufbewahrt hat. Ich hatte versucht, damit abzuschließen, es loszulassen und innerlich Frieden mit meinem Weg zu schließen. Es fiel mir schwer.
Und dann hat Gott leise die Geschenke vor meine Tür gelegt.
Ich schaue mich in meinem Leben um und kann es immer noch kaum fassen: Da ist mein wunderbarer Mann und Gefährte. Und im Alter von 42 Jahren hielt ich unseren kleinen Sohn Samuel in den Armen. (und wir bekommen so viele Klamotten von Freunden, dass mir die Kleider von meiner Schwester nicht fehlen).Jeden Abend betrachte ich meinen kleinen Sohn beim Schlafen (wenn er denn endlich mal schläft:-)) und ich könnte vor Glück in seine Bettdecke beißen.
Während meiner ersten Zeit als Mama hatte ich ganz oft den Eindruck, dass Gott mir zuflüstert: ich habe mich so auf diesen Moment gefreut. Dich so glücklich zu sehen. Ich weiß es hat lange gedauert. Glaub mir, ich konnte es kaum erwarten dich zu beschenken. Spürst du meine Freude darüber?
Was ich mit all dem NICHT sagen will ist, dass man erst mit Mann und Kind glücklich ist (und dann für immer alles gut ist 😉 )und jeder der alleine bleibt von Gott vergessen wird. Es ist einfach meine Geschichte. Gott führt uns so verschieden. Gott mutet manches zu. Manchmal bekommt das Bild von Gott als liebender Vater Risse. Es passieren schlimme Dinge. Wir leben mit Enttäuschungen, Krankheiten, Not, ungelöste Fragen und unerfüllten Wünschen.
Und als Erwachsene Menschen stellen wir keine Wunschlisten mehr auf, oder? Was möglich ist nehmen wir selbst in die Hand und mit dem Rest versuchen wir uns zu arrangieren. Die Sehnsucht versuchen wir so klein zu halten, dass wir atmen können.
Meine alte Lieblingsband, die toten Hosen, singen von der Zeit, in der das Wünschen wieder hilft. In der Gut über Böse siegt und wir merken, dass jemand unsere Wege lenkt.
Vielleicht finden wir ja in diesen Adventstagen mal die Zeit unsere tiefsten Sehnsüchte anzuschauen und sie Jesus hinzulegen.
Ein paar Stiefel rausstellen.
Unsere Wünsche in`s Dunkel flüstern. Vielleicht unter Tränen.(und Wutanfälle kann er auch ganz gut verkraften).
Gott will so gerne hören was uns bewegt-so wie wir das von unseren Kindern auch gerne hören!
Gott ist ein guter Vater. Er vergißt seine Kinder nicht.
Das glaube ich. Egal wie sich das Leben heute anfühlt.
Er kann nicht nur prima Tränen abwischen sondern er kann uns, wie kein anderer auf dieser Welt, mit etwas überraschen, was uns zum Strahlen bringt. Das habe ich erlebt. Und das ist die Hoffnung mit der ich heute meinem Dunkel begegne.
Das Vertrauen auf meinen Papa im Himmel, das ich gegen die Enttäuschungen in meinem Herz stelle. Ich will mich nicht von Zukunftsangst lähmen lassen.
Ich will morgen früh mit seiner Gnade rechnen. Und seiner Güte.
Und wer weiß, was vor der nächsten Tür an Gutem auf uns wartet…
Den Abend lang währt das Weinen, aber Morgens ist Freude. (Ps 30,6)
Antschana meint
Liebste Christina,
vielen, vielen Dank für deine ehrlichen und hoffnungsvollen Worte! Du hast damit (wiedermal) mein Herz berührt und ich sitze hier mit Tränen in den Augen an meinem Küchentisch und hoffe auf das Gute vor meiner nächsten Tür und die Freude am Morgen…
Danke.
7geisslein meint
Wie sehr ich diesen Text mag! Auch in diesem Jahr, danke für solche Worte, ermutigend und hoffnungsvoll.
Christina S meint
ach wie schön, den Text habe ich ja fast vergessen…Liebe Grüße zu Dir Sandra und eine gesegnete Adventszeit für euch!!!
liebenlernenblog meint
Hi du Liebe, welch schöner Text…ich wunderte mich grad, dass bei euch schon gestern Nikolaus war, aber nein, der Text ist von 2015 und Samuel jetzt also schon 7!? Wow. Ich habe auch gerade beim lesen mal wieder meine Augenfenster gewaschen…kann so gut mit dir fühlen…das lange warten auf das ersehnte Familienglück und auch das dankbare Herzklopfen über dessen Erfüllung – in einem kleinen Sohn. Ich hoffe, diese Dankbarkeit wird sein Leben lang anhalten! Wie geht es dir mittlerweile damit? Gewöhnt man sich an das Glück und vergisst dankbar zu sein??? Davor habe ich ein wenig Angst! Und was hat Samuel dieses Jahr bekommen? Autos sind doch mittlerweile out, oder?
Christina S meint
Liebe Anna! Wie schön von DIr zu hören (und ich war auch überrascht meinen Text hier wieder zu entdecken:-). Ja, die Dankbarkeit hät tatsächlich immer noch an. Auch wenn ich tagsüber manchmal fast durchdrehe und ich mich so über den Sohn ärgere wie ich das nie für möglich gehalten hätte (damals als er ein Baby war dachte ich: ich werde nie, niemals böse auf dieses Kind sein, haha) , wenn er abends schlafend im Bett liegt überkommt mich immer noch das große STaunen. Und Autos sind bei ihm absolut nicht out! Heute hat er allerdings vergeblich in den Stiefeln danach gesucht …Schick Dir liebste Grüße!!!!